Samstag, 8. Februar 2014

Grevenbroich Elsener leitet Tierpark unterm Nordlicht

Heinz Strathmann ist Direktor des "Polar-Parks" in Norwegen. Dort lebt der 59-Jährige unter Braunbären und Wölfen. Von Wiljo Piel
 
Sein Arbeitsplatz liegt ganz weit oben auf der Weltkarte. Heinz Strathmann lebt im norwegischen Bardu, mitten in der rauen Bergwelt, direkt unter dem Nordlicht. Dort leitet der 59-Jährige den "Polar-Park" – den nach eigenen Angaben nördlichsten Zoo der Welt, in dem Bären, Wölfe, Luchse und Vielfraße zu Hause sind.
Strathmann ist ein Auswanderer, ein Abenteurer. "Als junger Bursche flog ich vom Erasmus-Gymnasium. Und da mir nicht klar war, was ich anfangen sollte, habe ich damals beschlossen, mir erst einmal die Welt anzusehen", erinnert er sich. Der gebürtige Elsener reiste nach Mexiko, durchstreifte Kanada und landete schließlich in Norwegen, wo er eine neue Heimat fand. Er machte sich selbstständig, gründete die Firma "Pan Norway" und bot Motivations- und Belohnungsreisen für große Unternehmen an.
"Das Geschäft lief bis 2008 gut – doch dann kam die Finanzkrise, und mir ging die Luft aus", erzählt Heinz Strathmann. Nach 32 Jahren in der Abenteuer-Reisebranche unterwegs, war ihm klar: "Jetzt machst Du mal was völlig anderes." Da kam das Job-Angebot des 1994 gegründeten "Polar-Parks" gerade richtig. "Die suchten einen Leiter, der dem Zoo eine neue Ausrichtung geben sollte", sagt der 59-Jährige. Er bewarb sich – und seit Juni vergangenen Jahres ist er Direktor der 46 Hektar großen Anlage.
"In unserem Park, der 30 Kilometer vom nächsten Ort entfernt liegt, zeigen wir die nordischen Raubtiere und deren Beute, zu der Elche, Rentiere, Moschusochsen und Polarfüchse zählen", berichtet Heinz Strathmann: "Alle leben in riesigen Gehegen, sie können sich dort wie in freier Wildbahn bewegen." Die besondere Attraktion: Als einer der weltweit wenigen Zoos hat der "Polar-Park" sozialisierte Wölfe in seinem Bestand, die an den Menschen gewöhnt sind. "Unsere Gäste können die Tiere besuchen und sie auch streicheln oder mit ihnen schmusen – allerdings nur dann, wenn die Wölfe das auch wirklich wollen", schildert Heinz Strathmann. Während einer Vollmondnacht organisierte der Elsener übrigens im Oktober einen kuriosen Rekord: 535 Menschen heulten mit den im Park beheimateten Wölfen um die Wette und kamen mit dieser Aktion glatt ins Guiness-Buch.

Als Direktor eines von drei staatlich geförderten Raubtierzentren in Norwegen hat der 59-Jährige nicht nur einen Job gefunden, sondern auch die Landschaft, die er ein Leben lang gesucht hat: "Unvergleichlich", beschreibt er die Natur, die ihn täglich umgibt: "Hohe Gebirge, herrliche Fjorde und Canyons, wilde Küstenabschnitte – und dann dieses unglaubliche Licht. So etwas habe ich auf meinen Reisen durch Nordkanada und Alaska vergebens gesucht", schwärmt er.
Hin und wieder bekommt Heinz Strathmann auch Besuch von Grevenbroichern, die mit ihren Autos oder Wohnmobilen auf der E6 in Richtung Nordkap unterwegs sind. "Ich lade sie dann gerne zu einem Kaffee oder Tee ein – weil ich wissen möchte, was in meiner alten Heimat los ist", berichtet der 59-Jährige. Hin und wieder wird er dann auch ein wenig traurig: "Ganz ehrlich: Ich wohne in einer der schönsten Landschaften der Erde, in einem der besten Länder der Welt – und ich führe ein spannendes Leben, wie ich es mir besser nicht vorstellen könnte. Aber manchmal vermisse ich Grevenbroich und Elsen."
Quelle: NGZ

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