Dienstag, 18. Februar 2014

Dormagen Wenn Feuerwehrleute seelische Hilfe brauchen

Seit 2003 hat die Dormagener Feuerwehr ein PSU-Team. PSU steht für "psychosoziale Unterstützung". Elf Kollegen gehören der Gruppe an. Von Anneli Goebels
 
Olaf Lenk erinnert sich genau: Als vor gut elf Jahren ein Mann mit einer Armbrust durch Zons lief und Menschen bedrohte, war das nicht nur für Passanten ein großer Schock, sondern auch für die Feuerwehrleute, die zu dem Einsatz gerufen worden waren. "Danach wurde uns klar, dass es auch für unsere Leute wichtig ist, nach solch einem Vorfall mit jemandem über das Erlebte reden zu können. Schließlich haben wir auch gegenüber den Kollegen eine Fürsorgepflicht", sagt Olaf Lenk.
Der Brandamtmann und Ausbildungsleiter der Dormagener Feuerwehr sah sich in der Pflicht und nahm an einem Lehrgang am Institut der nordrhein-westfälischen Feuerwehr in Münster teil. Gemeinsam mit dem damaligen Feuerwehrseelsorger Eckhard Beyrich gründete Lenk danach das "PSU-Team". Dem gehören heute fünf PSU-Helfer und sechs PSU-Assistenten, Mitglieder sowohl der Dormagener Berufsfeuerwehr als auch der ehrenamtlichen Löschzüge im Stadtgebiet, an. In diesem Jahr möchte Lenk zum ersten Mal einen eigenen Lehrgang für PSU-Helfer anbieten.
"Dafür brauchen wir allerdings 20 Kandidaten." Kreisbrandmeister Norbert Lange findet es wichtig, dass Dormagen ein PSU-Team hat. "Auch wenn das in Dormagen ist, sehe ich die Gruppe als kreisweite Einrichtung", sagt er. "Der Unterschied zwischen Helfer und Assistent besteht einfach in der Ausbildung", erklärt Lenk. Die Helferausbildung sei viel kürzer, sie umfasse 20 Stunden. Wer danach Assistent werden möchte, muss weitere Lehrgänge besuchen (120 Stunden). "Die Helfer sind in den örtlichen Löschzügen. Sie sind sozusagen das Sprachrohr zwischen dem Löschzug und den PSU-Assistenten", führt der 50-Jährige weiter aus.

Dennoch: Auch die Assistenten sind natürlich keine Psychologen. Reichen die Gespräche mit ihnen nicht aus, können sie aber die Kollegen weiter vermitteln. Dass auch Rettungskräfte mit dem, was sie bei einem Einsatz erleben, nicht fertig werden, ist heute nur allzu verständlich, war vor vielen Jahren aber überhaupt kein Thema. Nun gehört "PSU" bei der Ausbildung der ehrenamtlichen Feuerwehrleute dazu. "Vier Stunden umfasst die Unterrichtseinheit, die sich mit dem Thema psychosoziale Unterstützung auseinandersetzt", sagt PSU-Teamleiter Lenk. Die Einsätze seien mehr geworden, teilt er mit. Was seiner Meinung nach aber auch daran liege, dass "die meisten wissen, dass es uns gibt". Und auch die Scheu, sich Hilfe zu holen, habe abgenommen. Dabei sei es einfacher, sich zunächst einem Kollegen anzuvertrauen.
Das Dormagener "PSU-Team" ist das einzige im Rhein-Kreis. Seit 2009 besteht eine Kooperation mit der Grevenbroicher Feuerwehr. Dort gebe es seitdem einen PSU-Helfer, sagt Lenk, und durch eine Kooperation mit der Neusser Feuerwehr seit vergangenem Jahr dort einen PSU-Assistenten. Auch über die Grenzen des Rhein-Kreises werden die Kräfte angefordert. So war es bei der Loveparade in Duisburg und auch bei dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs. "Als im vergangenen Jahr unser Kollege Ralf-Michael Dankau gestorben ist, kamen zur Unterstützung auch die PSU-Teams aus Pulheim und Düsseldorf", sagt Olaf Lenk. Monate später haben einige der Feuerwehrleute immer noch Gesprächsbedarf. "Wir treffen uns dann auch schon mal am Grab von Michael", so Olaf Lenk.
Quelle: NGZ

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