"Die chinesische Terrakotta-Armee hat mich zu dem Werk inspiriert, auch wenn ich nicht den Ehrgeiz hatte, über 7000 Figuren zu erschaffen", sagt Holt lachend. Immerhin 19 Skulpturen haben sich zu einer Demo versammelt; mit einer Kerngruppe von 13 Demonstranten hatte 2005 alles begonnen. "Als meine Figuren im Innenhof des Rathauses aufgestellt werden, wusste ich, jetzt bin ich endlich ein echter Nüsser", erzählt Holt mit charmanten französischen Akzent. "Im Laufe der Jahre sind dann immer noch mehr Leute dazu gekommen, jetzt ist die Gruppe aber vollendet", sagt Holt.
Mit dem Kunstwerk wollte der Bildhauer vor allem die Demonstration als Gesellschaftsprinzip darstellen, das besonders in seiner Heimat eine große Rolle spielt. "In Frankreich ist die Kultur des Demonstrierens sehr lebendig, Franzosen gehen oft schon auf die Straße, bevor etwas beschlossen ist."
Auf den ersten Blick wirkt die Gruppe geschlossen und homogen, alle Figuren haben eine längliche Form, fast stelenartig und bestehen aus dem gleichen Material. Erst bei genauerem Hinsehen fallen die großen Unterschiede auf. "Es war mir wichtig, die gesamte Gesellschaft abzubilden und gleichzeitig mit Gegensätzen zu spielen", sagt Holt. "Die Figuren spiegeln ganz unterschiedliche Charaktere wider, dennoch bilden sie eine Einheit." Die Punkerin zum Beipiel provoziere durch ihr Aussehen, mit ihrem Irokesenschnitt steche sie hervor. "Sie wird aber von ihrem Sohn begleitet, der wiederum gegen seine Mutter rebelliert, indem er sich bürgerlich kleidet und eine Krawatte trägt."
Auch die Größe der Figuren spielt eine Rolle. Die bis zu 2,60 Meter hohen Skulpturen folgen alle einem Winzling, der nur aus einem Kopf mit weit aufgerissenem Mund besteht. "Umso kleiner, desto lauter. Macht hat nichts mit der Körpergröße zu tun. Man kann an Napoleon denken oder auch an Sarkozy, viele Menschen sind diesen kleinen Männern gefolgt", so Holt, der 1960 in Versailles geboren wurde. "Die anderen folgen, sie sind Mitläufer, Trittbrettfahrer, vielleicht auch nur Neugierige." Auch solche Leute würden gebraucht, denn nur Schweigen mache die Gesellschaft kaputt. "Die Gruppe ist eine Ermutigung, sich zu bewegen – mit Worten und Taten."
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