"Die Reisen nach Ruanda haben mich verändert", sagt die 31-Jährige, die in den Niederlanden und Frankreich studiert hat. In Belgien promovierte sie im Fachgebiet der Konfliktforschung, fünf Mal hat sie das afrikanische Land in den vergangenen Jahren besucht. "Die Geschichte des Landes hat mich einfach nicht mehr losgelassen", sagt sie. In ihrer Forschung hat sich die junge Wissenschaftlerin der Frage gewidmet, wie die Menschen nach diesem schrecklichen Ereignis, bei dem mit brutaler Gewalt Hunderttausende getötet, Nachbarn zu Mördern und Familien zerstört wurden, wieder zu einem positiven Umgang miteinander finden. Beeindruckende Persönlichkeiten hat die Neusserin dabei kennengelernt, die sich für die Versöhnung von Hutus und Tutsis einsetzen. "Dabei wurde mir klar, dass sich die Herangehensweisen dieser Menschen gleichen", sagt Schildt.
Viele Afrikaner erzählten ihr davon, dass die Versöhnung zunächst bei jedem Einzelnen selbst anfängt. "Wer sich mit dem Feind versöhnen möchte, muss zunächst mit sich selbst versöhnt sein", sagt Schildt, die davor höchsten Respekt hat. "Das sind Männer und Frauen, deren Familien ermordet wurden, die traumatisiert sind von den Ereignissen", sagt die Wissenschaftlerin. "Und dennoch schaffen es diese Menschen, anderen Mut zu machen." Viele Afrikaner griffen dafür auf körperbasierte Therapien zurück, versuchten, etwa durch Tänze oder Bewegung, bei den Opfern ein neues Körperbewusstsein zu schaffen, damit diese Frieden mit sich selbst schließen können.
Sie möchte mit ihrem Wissen ebenfalls Menschen beistehen, die von der Arbeit in Krisenregionen traumatisiert sind. "Genau das ist mir nämlich auch passiert", sagt Schildt. Ihr wurde nach ihren Auslandsaufenthalten eine "sekundäre Traumatisierung" attestiert. Ein Tabu-Thema unter Wissenschaftlern und Entwicklungshelfern. "Kaum jemand spricht darüber. Schließlich geht es uns gut, denn wir haben die Schrecken nicht selbst erlebt", erläutert Schildt. Doch das Zuhören und Mitfühlen, die ständige Konfrontation mit der Geschichte können Traumata auslösen. "Diese zu bewältigen, dazu möchte ich gerne beitragen", sagt Schildt.
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