Schon der Musikmix lässt kaum Luft holen: Vivaldi, Cha-Cha-Cha, "Somewhere over the Rainbow" in Techno, die Rockversion eines israelischen Feiertagsliedes. Zu Beginn wippt und wackelt ein einzelner Tänzer vor sich hin, Lucio Vidal. Doch trotz lustiger Verzückung und eleganten Ausläufern checkt sein Blick ständig sein Publikum: Ich mache Show, ich halte euch fest.
Das ansteckend lebensfrohe Tanzentzücken, das Füße, Arme, Köpfe rasant hoch- und herumreißt, verklebt Naharin oft mit Momenten von Gewalt und Ausgrenzung. Während alle 15 Tänzer in Anzügen und Hemden auf ihren Stühlen immer wieder förmlich aufplatzen mit nach hinten fliegenden Armen, mit den Köpfen ratternd nicken, sich die Fäuste in den eigenen Bauch rammen, wie müde Arbeiter sitzen, fällt einer, immer derselbe, bäuchlings auf die Nase.
Die Kollegen brüllen wie ein Soldatenchor aus dem Lied "Echad mi yodea" die "Himmel"- und "Erde"-Zeilen. Später werden Zuschauer auf die Bühne geholt, geführt bei Schritten, beim Drehen und sogar Heben. Eine Frau steht am Ende plötzlich über lauter hingefallenen Tänzern im Scheinwerferlicht. Lustiger Effekt, großes Hallo im Saal – aber im Grunde grausig.
Die Raffinesse seines ehemaligen Chefs Naharin hat Itzik Galili nicht. Sein "SUB" von 2009, mit dem das famose Ensemble aus Spanien den Abend eröffnete, dominieren die sieben muskulösen nackten Oberkörper. Eine uniforme Männlichkeit wie von der Stange. Verquirlte Solos wechseln mit vorsichtigen Duett-Begegnungen und Gruppenreihen.
Kurzweil bot dann der Gemischttanzladen "For now in liquid days". Neun Bröckchen, die von Compañía-Tänzern 2013 selbst choreographiert wurden – vom Duett eines nörgeligen Paares über einen sich als Girl im Kleid feiernden Mann und ruckelnde Puppenfiguren bis zur unheimlich staksigen Frauengruppe in Schwarz.
Die raunenden "Liquid Modernity"-Sätze dazu von der Identität als Arbeitsaufgabe aber hoben nicht das choreographisch meist mittelmäßige Niveau.
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