Montag, 17. März 2014

Grevenbroich Ärger um Turnhalle: Stadt verbietet Theater

In der Grundschule Kapellen werden regelmäßig Aufführungen in der Turnhalle veranstaltet. Doch die Stadt hat das kurzfristig untersagt. Von Christian Schwarz
 
Darauf haben sich die Kinder schon gefreut: Eigentlich wollten die Schüler der Grundschule Kapellen am Samstag das Theaterstück "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" aufführen. Eltern und Geschwister hätten im Publikum gesessen. Es sollte der Abschluss der Projektwoche sein, die heute an der Schule startet. Doch die Stadt machte ihnen einen Strich durch die Rechnung – vorerst. Der Schule wurde die Nutzung der Turnhalle für die Theateraufführung kurzfristig untersagt.
"Als Begründung hieß es, dass Turnhallen nur für den Sport genutzt werden dürfen. Darüber hinaus gibt es keine Genehmigung für andere Veranstaltungen", sagt Dorothee Steup. Die Schulleiterin ist verwundert über die plötzliche Entscheidung der Stadt: "Bislang waren solche Veranstaltungen immer in der Turnhalle möglich, die Genehmigungen sind immer erfolgt."
Nun stehe die Grundschule Kapellen vor einem Problem, so Steup: "Ich weiß nicht, wo wir die Aufführung am Samstag stattfinden lassen sollen. Eine wirkliche Alternative haben wir noch nicht gefunden." Hinzu komme, dass die Schule für die Aufführung entsprechende Bühnentechnik angemietet habe: "Der Vertrag ist unterschrieben." Unterstützung habe sie von der Stadt zunächst wenig bekommen. Nun habe man der Schule angeboten, in die Aula der Realschule Wevelinghoven auszuweichen. "Aber wir können doch nicht einfach unsere Grundschulkinder eigenverantwortlich dort hinschicken. Nicht alle kommen am Samstag mit ihren Eltern zu der Aufführung", sagt Steup. Die Konsequenz wäre, dass die Schule beispielsweise Busse mieten müsste: "Das wäre mit weiteren Kosten verbunden, das können wir nicht machen."
Als unfair für Schüler und Lehrer bezeichnet CDU-Ratsmitglied Ralf Cremers die Entscheidung der Stadt. "Die Absage ist ein Unding. Es hätte sicher auch andere Wege gegeben", sagt Cremers. Für ihn sei es auch nicht zu erklären, auf welche rechtlichen Basis sich die Stadt mit ihrer Entscheidung stützte: "Das konnte mir keiner sagen." Die NRW-Sonderbauverordnung, in der sich Regelungen zu sogenannten Versammlungsstätten befinden, hält Cremers nicht für anwendbar: "Sie greift erst ab 200 Personen." Dass die Grundschule 260 Schüler habe, wäre in diesem Fall unproblematisch gewesen, so Cremers: "Man hätte die Aufführung einfach in Abschnitten gemacht."

Die Entscheidung in Kapellen könnte auch andere Schulen betreffen, die ihre Turnhallen für Veranstaltungen nutzen. Nicht selten mieten sich auch Vereine dort ein. "Wir haben immer mehr Auflagen seit der Loveparade-Katastrophe. Das Problem trifft viele beantragte Veranstaltungen, weil es nicht mehr so geht wie in der Vergangenheit", sagt Stadtsprecherin Ines Hammelstein. Die Stadt werde nun sukzessive jede Räumlichkeit auf die entsprechenden gesetzlichen Vorgaben prüfen.
Ralf Cremers sieht in der Untersagung ein grundsätzliches Problem: "Seit der Loveparade wird fast jede Veranstaltung unglaublich erschwert. Es werden Auflagen eingefordert, die kaum noch zu stemmen sind." Vor der Katastrophe habe es ja auch Veranstaltungen gegeben. Damals sei man die Dinge oft mit mehr Menschenverstand angegangen, so Cremers. Schulleiterin Steup blickt schon jetzt mit Sorge auf den Sommer, wenn die neuen Schüler kommen: "Ich weiß nicht, wo ich unsere Einschulung machen soll. Die Feier haben wir sonst immer in der Turnhalle abgehalten."
Quelle: NGZ

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