Nicht mehr im operativen Geschäft, nimmt Heinz Günther Hüsch die Rolle des Elder Statesman an. Am Samstag war er ganz und gar der "Altmeister" – wie ihn die Neusser rufen. Er ist viel zu klug, sich in die Tagespolitik einzumischen und Ratschläge zu erteilen, auf die er selbst keinen Einfluss mehr hat. Seine Botschaften sind heute genereller, aber für den, der hören will, nicht minder wegweisend.
Wenn sich Hüsch in seiner Dankesrede mehrmals auf "unseren Schöpfer" beruft, dann ist das womöglich auch seinem Alter geschuldet. Diese Passagen lassen sich aber gleichwohl als Mahnung an seine Nachfolger in der Politik interpretieren, die christliche Botschaft mit dem Gebot der Nächstenliebe nicht hintenan zu stellen. Ohne seine CDU ausdrücklich zu nennen, ohne das "C" im Parteinamen anzumahnen, zog sich die christliche Soziallehre, die letztlich zur viel gerühmten sozialen Großstadt Neuss führte, wie ein roter Faden durch die Ansprache Hüschs: "Wir sind aufgerufen, unsere Kräfte zu nutzen und denen zuzuwenden, die sie nicht haben. Wir schulden es unserem Schöpfer, einen angemessenen Teil unserer Möglichkeiten dem öffentlichen Wohl, der Allgemeinheit, unserer Heimat, denen, die in Not und Unfreiheit sind, zu widmen." Alle seien aufgefordert, "Mögliches möglich zu machen und darüber hinaus, selbst was unmöglich erscheint, anzugehen." Dabei warnte Hüsch davor, "den Tellerrand von Stadt und Landschaft Neuss für den Horizont des Lebens" zu halten. Heinz Günther Hüsch gelang eine wichtige Rede, deren Grundüberzeugungen im Gedächtnis haften bleiben. Nix für den Schnellverzehr.
Zuvor hatte in einer beachtlichen Laudatio Hüschs Nach-Nachfolger im Amt des Heimatfreunde-Vorsitzenden, Christoph Napp-Saarbourg, den 20. Von-Hessen-Preisträger noch einmal vorgestellt und ihn dabei als eine Persönlichkeit skizziert, die Neuss und die Neusser immer verteidige, weil er unerschrocken auf der Seite der Gerechtigkeit, der Schwachen stand und stehe. Beifall, kein Widerspruch.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen