Die Langen Foundation zeigt Arbeiten der amerikanischen Künstlerin J. Parker Valentine.
Von Helga Bittner
Bevor sie an die Kunst gegangenen ist, hat sie sich
den Raum angeschaut. Der, mehr lang als breit und mit "Japanraum" als
Name festgelegt, hat die amerikanischen Künstlerin Jessica Parker
Valentine in seiner Einzigartigkeit beeindruckt, ihr aber keineswegs
Kopfzerbrechen bereitet. "Der Raum mit den weißen Wänden lässt tolle
Möglichkeiten zu", sagt sie und nutzt das dennoch mit ihren Kunstwerken
nur sparsam aus.
Fast wie eine Reverenz an den Namen des Raums und die
Kunst, die dort aus dem Besitz der Langen Foundation oft gezeigt wird,
hat die in New York arbeitende Künstlerin paraventähnliche Skulpturen
geschaffen, die indes genau so wie ihre Fotografien auf der
gegenüberliegenden Wand das Thema Zeichnung in den Fokus stellen.
Ein Widerspruch? Nur auf den ersten Blick. Die "Wände"
der Paravents bestehen aus verschlungenen Lassos – echte, wie die aus
Texas stammende 33-Jährige lachend betont. Und zur Bestätigung zeigt sie
auf die dunklen Stellen, die deutlich vom langen Gebrauch sprechen und
sich von jenem Hellblau des Seils, das sich unter dem Schutz eines
Papierzettels jahrelang gehalten hat, abheben.
Schon die Schwünge der Lassos gleichen denen einer
Zeichnung. Und mehr noch wird das Thema beim Blick auf die weiße Wand
dahinter offenkundig. Denn die Lassos und Gestelle werfen Schatten, die
wiederum eine eigene Zeichnung schaffen. Das dritte Element geben
reliefartige Erhebungen auf der Wand ab, denn Valentine fährt den
Verlauf der Schatten-Striche mit pastos aufgetragenem Weiß nach oder
fort. Was beim Besucher zu einem kleinen Aha-Erlebnis führt, denn die
Skulpturen sind einerseits sich selbst genug und öffnen andererseits
Sichtfenster, durch die der Raum neu, zumindest aber anders wahrgenommen
wird. Da passt es auch, dass Valentine und Langen-Kuratorin Christiane
Maria Schneider die Ausstellung mit "Topo" (von Topographie) betitelt
haben, denn ihre Arbeiten vermessen den Raum neu, weil sie den Blick
darauf verändern.
Dass Valentine auch dann zeichnet, wenn sie die Kamera
zur Hand nimmt, zeigen ihre Fotoarbeiten. Ganz unprätentiös sind die
Fotografien auf die Wand geklebt, ohne Rahmen, und zeigen organische
Gebilde, die sich bei näherem Hinsehen wiederum als Schattenlinien
erweisen. Umgeben von einem Lichtfleck etwa in Eiform, und erst der ganz
genaue Blick offenbart die feinen, farbigen Lienen, die per Hand von
Valentine darauf gezeichnet wurden. Ganz bewusst, so sagt die
Künstlerin, hat sie sich dafür entschieden, nur wenige Fotos in großen
Abständen an die Wand zu hängen. Denn auch sie sollen den Raum um sie
herum vermessen und neu strukturieren.
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