Für die CDU
ist das christliche Menschenbild so sinnstiftend wie die soziale
Gerechtigkeit für die SPD und der Umweltschutz für die Grünen. Deshalb
ist die Unruhe im Neusser Stadtverband über das Halbmond-Emblem in der
CDU-Werbung für den Kommunalwahlkampf verständlich, wenn auch
unbegründet.
Von Martin Kessler
Denn der türkisch-stämmige CDU-Kandidat Yasar Calik
wollte seiner Partei nicht das christliche Menschenbild nehmen, sondern
es im Sinne seines Glaubens interpretieren. Das muss in einer
weltoffenen und liberalen Partei wie der CDU möglich sein.
Die CDU hat sich seit ihrer Gründung als
konfessionsübergreifende politische Kraft verstanden. Das war eine
Abkehr von der Zersplitterung in der Weimarer Republik mit dem
katholischen Zentrum und den eher evangelisch geprägten Parteien der
Rechten. Die Mischung von Katholiken und Protestanten hat der CDU gut
getan – auch im Hinblick auf größere Kompromissfähigkeit und Toleranz.
Im Zeichen von Migration und Glaubensvielfalt sind im
Lauf der Jahre auch andere Religionen hinzugekommen – erst das Judentum,
dann der Islam. Sie alle haben Platz in dieser Partei. Deshalb ist das
Logo mit dem Halbmond nicht verwerflich. Man könnte das CDU-Emblem auch
mit jüdischen Symbolen verbinden.
Die CDU bleibt, wie es ihr Name sagt, eine christliche
Partei. Aber auch eine Partei, die für andere Religionen, ja selbst für
Nicht-Gläubige offen ist. Sie dürfen sich freilich nicht gegen das
christliche Menschenbild stellen. Denn das ist der Markenkern der
Partei. Eine Abkehr davon wäre so, als ob sich die SPD plötzlich gegen
die Gewerkschaften wenden würde oder die Grünen den Bau von
Atomkraftwerken befürworteten. Das wissen aber auch die Andersgläubigen
in der CDU.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen