Freitag, 28. März 2014

Neuss 0 Japanischer Holzschnitt aufwendig restauriert

Vier Monate war ein japanischer Farbholzschnitt des Sels-Museums zur Restaurierung in Köln. Jetzt wurde er wieder übergeben. Von Susanne Zolke
 
Ein junger Herr schreibt, auf einem Podest sitzend, Gedichte mit einem Pinsel. Bei diesem Satz handelt es sich nicht um eine frühlingshafte Beobachtung aus dem Neusser Stadtgarten, sondern um den Titel eines frisch restaurierten, japanischen Holzfarbschnitts. Dieser wurde am Mittwoch nach viermonatiger Restaurierungsarbeit wieder an das Clemens-Sels-Museum übergeben.
Von Oktober vergangenen Jahres bis zum Januar befand sich der Holzschnitt in der Fachhochschule Köln am Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften in den Händen von Nicolai Krippner. Für den Studenten war die Restaurierung des seltenen Tryptychons des Künstlers Utagawa Kunisada eine Semesterarbeit, der er sich mit viel Akribie und wissenschaftlicher Leidenschaft gewidmet hat. "Das Projekt war eine gelungene Kooperation zwischen der Fachhochschule Köln, dem Neusser Stadtarchiv und dem Clemens-Sels-Museum", sagt Bettina Zemann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Clemens-Sels-Museum. "Und es war für alle Beteiligten ein echter Glücksfall."
Das Blatt stammt aus dem Nachlass eines Düsseldorfer Kunstsammlers, der dem Neusser Museum dieses und zahlreiche andere Bilder vermacht hat. "Der Zustand der Werke war sehr unterschiedlich und Papier ist empfindlich", erklärt Zeman. "Als Museum ist es auch unsere Aufgabe, den Bestand zu erhalten und das Tryptychon war restaurierungsbedürftig."
Das Problem: Die drei Blätter waren unfachmännisch mit Selbstklebestreifen aneinander befestigt, ein großes Ärgernis für jeden Restaurator. "Wir fluchen regelmäßig über Selbstklebestreifen", sagt Marcus Janssens, Leiter der Restaurierungswerkstatt des Stadtarchivs. "Dass man die nicht benutzen darf, lernen bei uns Praktikanten in der ersten Stunde." So stellten die Verklebungen auch eine große Herausforderung für Nicolai Krippner dar. Klebestreifen, Trägermaterial und Farben mussten in einem aufwendigen Verfahren analysiert werden, um herauszufinden, wie die Streifen am besten entfernt werden können.

"Ich habe etwa 40 verschiedene Lösemittelgemische angefertigt bis ich ein passendes gefunden habe", erzählt Krippner, der schon als Praktikant im Stadtarchiv gearbeitet hat. Die Gemische hat er zunächst an Dummies erprobt und sich so dem richtigen Lösemittel genähert. Eine besonders wichtige Vorarbeit dafür war die Farbanalyse. "Ich habe herausgefunden, dass bei der Herstellung ,Berliner Blau' benutzt wurde. Daher konnte ich die Klebestreifen nicht mit Wärme entfernen, ,Berliner Blau' verfärbt sich bei erhöhten Temperaturen." Warum in Japan Mitte des 19. Jahrhunderts Farbstoffe aus dem europäischen Raum verwendet wurde, ist noch nicht klar.
Von den Klebestreifen ist jetzt nichts mehr zu sehen und Krippner hat die drei Blätter nun durch Fälze verbunden. "Entstanden ist ein wunderschön restauriertes Werk, das nun natürlich auch erheblich im Wert gestiegen ist", erklärt Janssens. Auch Krippner ist glücklich mit dem Ergebnis seiner Mühen. "Es ist einfach faszinierend, was bei der Restaurierung zum Vorschein kommt, diese Farbvielfalt ist einmalig." Eine Scheu, mit wertvollen Originalen zu arbeiten, hat Krippner nicht. "Respekt vor den Werken muss immer dabei sein, Angst nie."
Quelle: NGZ

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