Gründlich schaut er in die Außenspiegel seines
amerikanischen Trucks, doch die Klasse 5b der Realschule Kleinenbroich
kann er nicht sehen: "Ich erkenne keinen einzigen Schüler", sagt
Lkw-Fahrer Markus Uebel, der das 16 Tonnen schwere Gefährt auf den
Schulhof der Realschule manövriert hat. Brenzlige Situationen habe er
auf Deutschlands Straßen schon häufig erlebt – die toten Winkel vor,
hinter sowie auf beiden Seiten neben der Zugmaschine, machen ihm ganz
besonders zu schaffen. "Das sind Bereiche, in denen ich weder
Fahrradfahrer noch Fußgänger trotz der Außenspiegel sehen kann", erklärt
der 36-Jährige.
Auf ihrem täglichen Weg zur Schule müssen auch einige
Kinder der Klasse 5b Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen
und sich morgens ihren Weg durch den Berufsverkehr bahnen. "Beim Besuch
der weiterführenden Schulen werden die Schulwege der Kinder oft länger.
Wir wollen sie vor den Gefahren im Straßenverkehr warnen und ihnen
zeigen, wie sie sicher an ihr Ziel kommen", sagt Claus Zimmermann,
Verkehrserzieher von der Kreispolizeibehörde Neuss.
Gestern machte er Halt in Kleinenbroich und zeigte
fünf Schulklassen, dass besonders Lkw-Fahrer große Schwierigkeiten
haben, zu erkennen, was vor, hinter oder neben ihnen passiert. "Wir
kooperieren in Sachen toter Winkel mit dem Verein ,Die
Transportbotschafter'", sagt Zimmermann. Dieser Verein habe es sich zur
Aufgabe gemacht, Einblicke in den Beruf des Lkw-Fahrers zu schaffen.
Darüber hinaus verfolge er unter anderem auch einen pädagogischen Ansatz
in der Verkehrserziehung.
Neben dem Lkw haben die "Transportbotschafter" eine
rote Plane in Form eines Dreiecks ausgelegt, die vom Truck aus nicht
einsehbar ist. Jeder Schüler darf einmal auf den Fahrersitz klettern,
ans Lenkrad fassen und schauen, was er sieht: "Nichts", antworten die
Schüler dem Düsseldorfer Trucker Markus Uebel. Der tote Winkel an seinem
Fahrzeug wäre ohne die nachträglich angebrachten runden
Weitwinkel-Spiegel so groß, dass eine gesamte Schulklasse von 24 Kindern
darin verschwinden könnte. "Und das hat im Straßenverkehr oft fatale
Folgen", betont Zimmermann. Er möchte die Schüler mithilfe des markanten
Lkw sensibilisieren, ihnen am praktischen Beispiel zeigen, was ein
Lkw-Fahrer sieht, wenn ein Schüler etwa mit dem Fahrrad gleich neben ihm
unterwegs ist. "Gerade bei Abbiege-Vorgängen kommt es immer wieder zu
tragischen Unfällen – teilweise mit tödlichen Folgen. Auch im
Rhein-Kreis Neuss verunglücken immer wieder Menschen, weil sie im toten
Winkel unterwegs sind", sagt der Verkehrserzieher.
Claus Zimmermann und auch das Team von den
"Transportbotschaftern" um Markus Uebel hoffen, den Schülern in
Kleinenbroich verdeutlicht zu haben, dass trotz Spiegeln längst nicht
alles sichtbar ist, was sich um einen Lkw bewegt.
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