Landstraßenmord in Kaarst Fall Dicke bleibt für die Polizei ein Puzzlespiel
Die
Ermittlungen zu Motiv und Tathergang im Fall des erschlagenen Daniel
Dicke laufen. Der in Haft sitzende Cousin des Opfers schweigt nach wie
vor, geht aber womöglich selbst nicht von einer baldigen Freilassung
aus.Von Julia Hagenacker und Ruth Wiedner
Rechnet er selbst bereits mit einer Verurteilung und
entsprechendem Freiheitsentzug? Die Kündigung der Mitgliedschaft kam vor
wenigen Tagen per Post aus dem Gefängnis. Bis zu diesem Zeitpunkt war
der Tatverdächtige im Fall Daniel Dicke noch Mitglied in einem der
größten Sportvereine in Korschenbroich. Wie sein Cousin, der vor zwölf
Wochen, am 11. Dezember, an der K 37 in Büttgen erschlagen wurde,
spielte er dort jahrelang Tennis. Jetzt erhielt der Vereinsvorsitzende
ein Schreiben aus Ratingen. Seit sieben Wochen sitzt der 28 Jahre alte
Sportlehrer, der bis zu seiner Verhaftung an einer Schule in Willich
unterrichtete, dort in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft
ermittelt gegen ihn wegen Totschlags, der Verdächtige schweigt.
"Er ist aus dem Verein ausgetreten", bestätigte der
Vorsitzende gestern auf Anfrage. "Er hat formlos, mit einem Zweizeiler
seinen sofortigen Vereinsaustritt erklärt. Dass er einsitzt, wurde von
der Haftanstalt bestätigt." Der Vorstand hatte nach Bekanntwerden des
Vorfalls bereits vorsorglich auf den Beitragseinzug für die erste
Jahreshälfte 2014 verzichtet. Der 28-Jährige galt als guter Sportler und
verstärkte erfolgreich die 1. Herrenmannschaft. "Ich habe ihn als
lieben, netten Kerl kennengelernt", sagte der Sportwart unserer Zeitung.
In der Öffentlichkeit hingegen gilt der Tatverdächtige als Mensch, der
eine für viele verborgene dunkle Seite hat.
Im Februar wurde bekannt, dass der Lehrer Fotos von
leicht bekleideten und nackten Schülerinnen auf seinem Computer gehortet
hat. Die Aufnahmen wurden auf der Festplatte eines bei einer
Wohnungsdurchsuchung in Korschenbroich beschlagnahmten Computers des
Verdächtigen gefunden. Auch ein Handy-Video aus der Mädchenumkleide der
Schulturnhalle war unter den Dateien, ebenso ein äußerst brutaler
Genre-Film, den der 28-Jährige vor und nach der Tat am 11. Dezember
angeschaut haben soll. In besagtem Streifen wurde eine Tatwaffe in einem
Sarg versteckt. Das führte zur Exhumierung der Leiche von Daniel Dicke,
das Tatwerkzeug – ein schwerer, scharfkantiger Gegenstand – wurde nicht
gefunden.
Chronik: Landstraßenmord in Kaarst
Weil es keine Zeugen gibt, die den Angriff auf den 35
Jahre alten Versicherungsangestellten beobachtet haben, rätseln die
Ermittler weiter über das Motiv und den genauen Hergang der Tat. Klar
ist: Daniel Dicke und sein Cousin haben am Tattag mehrfach miteinander
telefoniert, das ergab eine Auswertung der Telefondaten. Womöglich
wusste der Verdächtige, wohin Daniel Dicke unterwegs war, vielleicht
waren sie verabredet. Klar ist: Dicke kam von zu Hause, aus Dormagen.
Sein Leichnam wurde neben seinem Auto, etwa 40 Meter
hinter der Einmündung zur L 381, gefunden. Nach Informationen unserer
Zeitung parkte sein Cousin auf der anderen Seite der Landstraße, an der
Zufahrt zur Baumschule. Zeugen hatten berichtet, sie hätten in der Nähe
des Tatorts einen silbernen Golf beobachtet – einen Wagen, wie ihn auch
der jetzt Tatverdächtige fuhr.
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