Dieses Erlebnis hatte Jutta Joisten bei der Geburt ihrer ersten Tochter Maya vor 23 Jahren nicht. "Ich bin damals sehr schlecht betreut worden", sagt die 44-Jährige, weshalb die ausgebildete Groß- und Außenhandelskauffrau spontan entschied: "Ich muss Hebamme werden." So spontan wie ausgesprochen setzte sie diesen Wunsch allerdings nicht um. Nach der Geburt der zweiten Tochter Sina (1994) machte sie zunächst eine Ausbildung in klassischer Homöopathie und Geburtsvorbereitung. Als sogenannte Ergänzungskraft arbeitete sie dann zehn Jahre in einem Waldorf-Kindergarten. Währenddessen versuchte Jutta Joisten aber schon, sich an einer Hebammenschule (Bensberg, Bonn, Aachen, Wuppertal) zu bewerben. Es dauerte neun Jahre, bis sie schließlich den begehrten Platz erhielt. "Ich hatte ja bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung und einen Arbeitsplatz", erzählt die Kölnerin. Daher wurde ihr Wunsch offensichtlich nicht als so dringend angesehen.
Während ihrer dreijährigen Ausbildung wurde ihr schnell klar, dass sie auf keinen Fall als angestellte Hebamme in einem Krankenhaus arbeiten wollte. "Dennoch wollte ich die Frauen nicht nur bis zu und dann erst wieder nach der Geburt betreuen, sondern auch während", sagt sie. Und genau das macht sie seit Dezember – als Beleghebamme, übrigens die einzige im Dormagener Krankenhaus. "Die Frauen und ich – wir bekommen die Babys zusammen", sagt sie, und Anja Riemer, die die Geburt von Hannah als unkompliziert empfunden hat, kann dem nur zustimmen. "Ich kann jeder Frau nur empfehlen, sich eine Hebamme auszusuchen, die mit in den Kreißsaal kommt", sagt sie.
Seit Dezember war Jutta Joisten bei elf Geburten dabei und lobt die familiäre Atmosphäre im Kreiskrankenhaus. Einige Frauen betreut sie ab der zwölften Schwangerschaftswoche und manchmal noch bis zu einem Jahr nach der Geburt. Das bedeutet aber auch, dass die Fachfrau immer bereit stehen muss. Nachts aufstehen, Feste und Feiern verlassen oder ein freies Wochenende "opfern" – das gehört eben dazu, und auch die eigene Familie muss dahinter stehen. "Noch trägt's mein Mann mit Fassung", sagt Jutta Joisten. Schließlich arbeite sie in ihrem Traumberuf.
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