Die
Sekundarschule Gnadental hat beim Anmeldeverfahren im ersten Anlauf
nicht genügend neue Schüler für sich begeistern können. Die aktuellen
Fünftklässler und ihre Eltern können das nicht verstehen: Sie sind stolz
auf ihre Schule.
Von Hanna Koch
An die Grundschulzeit ihres Sohnes denkt Sandra Esser
nicht gern zurück: Ständig gab es mit dem heute zehnjährigen Manuel
Streit um die Hausaufgaben, hinzu kam der Druck, auch immer die richtige
Leistung zu bringen. Dann kam der Schulwechsel – und alles wurde
anders. Seit diesem Schuljahr geht Manuel Esser auf die Sekundarschule.
"Dort ist er richtig aufgeblüht", sagt Esser stolz.
Diese Erfahrung haben auch die anderen
Sekundarschul-Eltern mit ihren Kindern gemacht. "Lernen macht den
Kindern plötzlich Spaß", berichtet Martina Winkler, die sich mit Sandra
Esser und weiteren Müttern in der Elternpflegschaft der Schule
engagiert. Ihr Eindruck ist durchweg positiv – umso größer war der
Schock, als in dieser Woche bekannt wurde, dass "ihre" Schule bei dem
Anmeldeverfahren nicht genügend neue Fünftklässler gewinnen konnte, es
ab morgen eine weitere Anmelde-Runde geben wird.
Deswegen haben sich die Eltern und ihre Kinder nun
vorgenommen, die Werbetrommel für die Sekundarschule zu rühren. Ein
großer Vorteil fällt den Kindern sofort ein: "Dass wir keine
Hausaufgaben mehr machen müssen", erzählt Jasmin Beylschmidt. Für die
Zehnjährige und ihren Bruder Justin, der ebenfalls die fünfte Klasse
besucht, ist die Freizeit am Nachmittag das Schönste an der neuen
Schule. Denn die Hausaufgaben werden während des Ganztagsunterrichts, in
der "Lernzeit", erledigt.
Stolz sind die Schüler auch darauf, wie viele AGs es
mittlerweile gibt. "Acht Stück haben wir schon", erzählt Justin, der
Handball und Karate belegt hat. Der elfjährigen Lisa-Marie Bodewig
gefällt das gemeinsame Essen in der Mensa, Tobias Winkler und Robin
Peterson loben ihre Lehrer. "Denn die sind nett und fair", sagen die
beiden Fünftklässler. Die Schüler erzählen auch vom Belohnungssystem,
dass die Pädagogen erdacht haben. So gibt es "Sternchen" für Ruhe
während des Mittagessens, und wer in der Klasse gut mitarbeitet, kann
zum "Kind der Woche" ernannt werden. "Zur Belohnung dürfen wir eine
Chill-out-Pause machen", erzählt der zehnjährige Lukas Hilgers. Und das
sei "ziemlich cool". Seine Mutter Birgit Hilgers hatte sich von Beginn
an für die Sekundarschule entschieden. "Wir wollten unser Kind nicht in
eine Bildungsfabrik geben", sagt sie. Zwar zähle auch an der
Sekundarschule die Leistung, "doch die Kinder werden ganzheitlich
gesehen", sagt Hilgers. Man merke den Lehrern an, dass die jeden Schüler
so annehmen, wie er ist. "Hinzu kommt, dass die Klassen klein sind und
zwei Lehrer die Kinder betreuen", fügt Hilgers hinzu.
Dass Eltern gegenüber der Sekundarschule skeptisch
sind, können die Eltern nachvollziehen. Auch Manuel Esser wollte erst
zur Gesamtschule wechseln, wurde dort aber abgelehnt. "Jetzt bin ich
total froh mit meiner Schule", sagt der Zehnjährige. "Und das schlägt
sich auch in seinen Noten nieder", fügt Mutter Sandra hinzu. Erst habe
sie gemischte Gefühle gehabt, doch der Schulalltag habe sie überzeugt.
"Da es eine Schule im Aufbau ist, können wir sie auch mitgestalten",
sagt Esser. Dafür wünscht sie sich noch mehr engagierte Eltern – "die
Sekundarschule hat diese Chance mehr als verdient", meint Esser.
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