Donnerstag, 20. Februar 2014

Neuss Eltern werben für die Sekundarschule

Die Sekundarschule Gnadental hat beim Anmeldeverfahren im ersten Anlauf nicht genügend neue Schüler für sich begeistern können. Die aktuellen Fünftklässler und ihre Eltern können das nicht verstehen: Sie sind stolz auf ihre Schule. Von Hanna Koch
 
An die Grundschulzeit ihres Sohnes denkt Sandra Esser nicht gern zurück: Ständig gab es mit dem heute zehnjährigen Manuel Streit um die Hausaufgaben, hinzu kam der Druck, auch immer die richtige Leistung zu bringen. Dann kam der Schulwechsel – und alles wurde anders. Seit diesem Schuljahr geht Manuel Esser auf die Sekundarschule. "Dort ist er richtig aufgeblüht", sagt Esser stolz.
Diese Erfahrung haben auch die anderen Sekundarschul-Eltern mit ihren Kindern gemacht. "Lernen macht den Kindern plötzlich Spaß", berichtet Martina Winkler, die sich mit Sandra Esser und weiteren Müttern in der Elternpflegschaft der Schule engagiert. Ihr Eindruck ist durchweg positiv – umso größer war der Schock, als in dieser Woche bekannt wurde, dass "ihre" Schule bei dem Anmeldeverfahren nicht genügend neue Fünftklässler gewinnen konnte, es ab morgen eine weitere Anmelde-Runde geben wird.
Deswegen haben sich die Eltern und ihre Kinder nun vorgenommen, die Werbetrommel für die Sekundarschule zu rühren. Ein großer Vorteil fällt den Kindern sofort ein: "Dass wir keine Hausaufgaben mehr machen müssen", erzählt Jasmin Beylschmidt. Für die Zehnjährige und ihren Bruder Justin, der ebenfalls die fünfte Klasse besucht, ist die Freizeit am Nachmittag das Schönste an der neuen Schule. Denn die Hausaufgaben werden während des Ganztagsunterrichts, in der "Lernzeit", erledigt.

Stolz sind die Schüler auch darauf, wie viele AGs es mittlerweile gibt. "Acht Stück haben wir schon", erzählt Justin, der Handball und Karate belegt hat. Der elfjährigen Lisa-Marie Bodewig gefällt das gemeinsame Essen in der Mensa, Tobias Winkler und Robin Peterson loben ihre Lehrer. "Denn die sind nett und fair", sagen die beiden Fünftklässler. Die Schüler erzählen auch vom Belohnungssystem, dass die Pädagogen erdacht haben. So gibt es "Sternchen" für Ruhe während des Mittagessens, und wer in der Klasse gut mitarbeitet, kann zum "Kind der Woche" ernannt werden. "Zur Belohnung dürfen wir eine Chill-out-Pause machen", erzählt der zehnjährige Lukas Hilgers. Und das sei "ziemlich cool". Seine Mutter Birgit Hilgers hatte sich von Beginn an für die Sekundarschule entschieden. "Wir wollten unser Kind nicht in eine Bildungsfabrik geben", sagt sie. Zwar zähle auch an der Sekundarschule die Leistung, "doch die Kinder werden ganzheitlich gesehen", sagt Hilgers. Man merke den Lehrern an, dass die jeden Schüler so annehmen, wie er ist. "Hinzu kommt, dass die Klassen klein sind und zwei Lehrer die Kinder betreuen", fügt Hilgers hinzu.
Dass Eltern gegenüber der Sekundarschule skeptisch sind, können die Eltern nachvollziehen. Auch Manuel Esser wollte erst zur Gesamtschule wechseln, wurde dort aber abgelehnt. "Jetzt bin ich total froh mit meiner Schule", sagt der Zehnjährige. "Und das schlägt sich auch in seinen Noten nieder", fügt Mutter Sandra hinzu. Erst habe sie gemischte Gefühle gehabt, doch der Schulalltag habe sie überzeugt. "Da es eine Schule im Aufbau ist, können wir sie auch mitgestalten", sagt Esser. Dafür wünscht sie sich noch mehr engagierte Eltern – "die Sekundarschule hat diese Chance mehr als verdient", meint Esser.
Quelle: NGZ

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