Immer
weniger Bürger kennen den alten Ort Garzweiler. Im Dorfarchiv lagern
zahlreiche Dokumente zur Historie, die dringend besser archiviert werden
müssen. Die Schützenbruderschaft möchte vor allem junge Leute dafür
begeistern.
Von Christian Kandzorra
Zu den Aufgaben der Schützenbruderschaft Garzweiler
zählt nicht nur die Organisation von Feierlichkeiten im Ort: Die
Bruderschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, auch die Geschichte des
Umsiedlungsortes zu dokumentieren. Doch dafür werden dringend mehr
Helfer gesucht. Zu tun gibt's reichlich: Ungezählte Dokumente stapeln
sich im kleinen Dorfarchiv im Pfarrheim, die zwar gesichtet, aber noch
nicht akribisch sortiert wurden. "Es ist für uns ein Wettlauf gegen die
Zeit", sagt Dorfarchivar Heinrich ter Stegen. Immer weniger Garzweiler
würden die Menschen auf den historischen Fotos wiedererkennen und beim
Namen nennen können – immer mehr Geschichte gehe verloren.
Die Schützenbruderschaft Garzweiler um Brudermeister
Heinz-Dieter Königs appellierten am Samstagmittag im Rahmen eines
Vortrags über die Arbeit im Dorfarchiv vor allem an die jüngeren
Mitglieder der Bruderschaft, sich mit der Lokalhistorie auseinander zu
setzen. "Im Vorfeld hatten einige junge Mitglieder den Wunsch geäußert,
mehr über die Geschichte der Bruderschaft zu erfahren", schildert Dieter
Königs. Damit die Geschichte der Schützen und des Ortes Garzweiler auch
künftigen Generationen erhalten bleiben kann, benötige das Heimatarchiv
weitere helfende Hände.
"Wir wollen insbesondere junge Leute für die
Geschichte begeistern", erklärt Heinz-Dieter Königs vor dem Hintergrund,
dass auch eine Gedenkstätte zur Erinnerung an die alte Ortslage
Garzweiler auf der in wenigen Jahren rekultivierten Fläche errichtet
werden soll. "Wir planen die Gedenkstätte, schließen Verträge. Doch
umgesetzt werden muss das in 15 oder 20 Jahren von nachrückenden
Generationen", erzählt der Brudermeister.
Womit beschäftigt sich eigentlich das Dorfarchiv? –
Diese Frage versuchte Heinrich ter Stegen den rund 40 Zuhörern seines
Vortrags zu vermitteln. Nicht nur ältere Bürger wie etwa der ehemalige
Jüchener Bürgermeister Peter Giesen hörten zu – rund ein Drittel im
Pfarrheim waren jünger als 20 Jahre. Anhand von zahlreichen historischen
Aufnahmen, die ter Stegen mit Hilfe eines Beamers an eine Leinwand
projizierte, sowie eines historischen Buches aus dem fast vollständig
erhaltenen Kirchenarchiv und mit der Präsentation einer umfangreichen
Pressedokumentation zeigte er, was in den Regalen der
Archiv-Räumlichkeiten schlummert.
"Geschichte kennenzulernen ist häufig nichts anderes
als ein Detektivspiel", sagt der Dorfarchivar. Heinrich ter Stegen
selbst hat vor rund drei Jahren angefangen, den umfangreichen Bestand zu
sichten. "Und der muss dringend besser archiviert werden", meint er.
Als Beispiel nennt er etwa Totenzettel aus dem Zeitraum um 1900, die
wild durcheinander vor Jahren achtlos auf einen Pappkarton geklebt
wurden. "Die Erhaltung dieser Zeitdokumente gestaltet sich äußerst
schwierig, ist aber in der Ortsgeschichte von zentraler Bedeutung",
betont ter Stegen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen