Die Anmeldezahlen der weiterführenden Schulen machen eines sehr deutlich: Die Sekundarschulen haben ein Akzeptanz-Problem.Von Hanna Koch
Es ist eine "Abstimmung mit den Füßen" – so nennt
Dieter Zander, schulpolitischer Sprecher der Grünen, das
Abstimmungsverhalten der Eltern in Neuss. Denn die haben sich bei den
Anmeldungen für die weiterführenden Schulen klar für die Gesamtschulen
entschieden.
Die beiden Sekundarschulen – das erfuhr die NGZ aus
informierten Kreisen – haben dagegen ihre Anmeldeziele verfehlt. So hat
die neue Sekundarschule am Standort Weberstraße im ersten Durchgang
nicht die erforderliche Mindestzahl an Anmeldungen für eine Neugründung
erhalten. Und die Sekundarschule in Gnadental, die im Sommer in ihr
zweites Schuljahr startet, soll im ersten Zugriff nur so wenige
Anmeldungen von Viertklässlern erhalten haben, dass es für zwei
Schulklassen nicht reichen würde. Die Stühle bleiben bei den Sekundarschulen
leer – zumindest im ersten Anmeldedurchgang fanden sie bei
Eltern und Kindern zu wenig Akzeptanz.dpa
"Wir sind noch mitten im Anmeldeprozess", sagt
Schuldezernentin Christiane Zangs. Sie versucht, die Ergebnisse positiv
zu sehen: "Immerhin wissen wir, dass die Eltern die Schulen des längeren
gemeinsamen Lernens gut annehmen", sagt sie und meint damit die Gesamt-
und Sekundarschulen. Gisela Hohlmann, schulpolitische Sprecherin der
SPD, sieht das anders: "Die Ergebnisse zeigen, dass die Gesamtschule
neben dem Gymnasium für Eltern und Schüler die attraktivste Schulform
ist", meint sie.
Die SPD hatte von Beginn der Debatte um die
Entwicklung der Schullandschaft die vierte Gesamtschule favorisiert.
Dass sie gleichzeitig mit einer neuen Sekundarschule gegründet werden
soll, war ein Kompromiss mit der CDU, die damit einen "Schulfrieden"
ausgerufen hatte. Dementsprechend sieht die Union die Zurückhaltung der
Eltern auch nicht als Ablehnung der Sekundarschule. "Diese Schulform ist
noch neu, sie muss einfach bekannter werden", sagt CDU-Fraktionschefin
Helga Koenemann. Man müsse der Sekundarschule Zeit geben, Akzeptanz zu
finden. Darüber hinaus gelte es, das Gesamtgefüge der Schullandschaft im
Blick zu behalten: "In Neuss sind wir mit einer Mischung aus Gymnasien,
Gesamt- und Sekundarschulen auf einem guten Weg", meint Koenemann.
Um auf diesem Weg zu bleiben, hat die Stadtverwaltung
schon Ende der vergangenen Woche mit den Schulleitern der
weiterführenden Schulen Gespräche geführt. Bei dieser "Koordinierung"
ging es darum, Unter- und Überbelegungen auszugleichen. Anders als in
den Vorjahren, in denen Viertklässler über die Zweit- und Drittwünsche
anderen Schulen direkt zugeteilt wurden, soll in diesem Jahr offenbar
noch ein weiteres Anmeldeverfahren für die abgelehnten Schüler folgen.
Über ihr weiteres Vorgehen will Schuldezernentin
Christiane Zangs heute offiziell informieren. Zuallererst gehe es nun
darum, Eltern und Schüler nicht zu verunsichern, sondern darum, ihnen
nun die weiteren Möglichkeiten aufzuzeigen. Zangs macht aber auch
deutlich, dass sie das Anmeldeverhalten ernst nimmt: "Wir müssen uns
sicherlich über die weitere Schulentwicklung in Neuss unterhalten", sagt
sie.
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