Dienstag, 4. Februar 2014

Neuss Notruf schützt Mitarbeiter im Rathaus

Alarmsysteme, Kameras und ein Wachmann sind neben einer breiten Mitarbeiterschulung Teil eines neuen Notfallmanagements der Stadt. Dass es nicht überflüssig ist, zeigen Erfahrungen mit 20 Notrufen im ersten halben Jahr. Von Christoph Kleinau
 
Seit einem halben Jahr dreht Hans-Joachim Kiwitz seine Runden im Rathaus. Dort ist man froh über die Gegenwart des Wachmannes, denn in vier von 20 Alarmierungen, die seitdem ausgelöst wurden, mussten Besucher – (noch) freundlich, aber bestimmt – hinausbefördert werden, weil sie Rathausmitarbeiter bedroht oder sogar tätlich angegangen hatten.
Der Wachmann ist Teil eines Sicherheitskonzeptes für alle städtischen Büros. Es wurde auf den Weg gebracht noch bevor die Ermordung einer Sachbearbeiterin im Jobcenter Stresemannallee bundesweit eine Debatte über Sicherheit in deutschen Amtsstuben in Gang setzte. Und natürlich habe diese Debatte die Arbeit an dem Sicherheitskonzept beeinflusst, berichtet Personal-Dezernentin Dolores Burkert. Der öffentliche Charakter des Rathauses sollte auf keinen Fall verändert werden, so dass Zugangskontrollen ausgeschlossen blieben, andererseits wurde dem Sicherheitsbedürfnis vieler Mitarbeiter durch die Installation von Kameras Rechnung getragen, sagt sie. Die würden jedoch erst eingeschaltet, so Burkert, wenn in einem der Rathausbüros ein Alarm ausgelöst wird.
Dieses Alarmierungssystem, das über einen einzigen Tastendruck am Telefon ausgelöst wird und auch Außendienstmitarbeitern hilft, ist Teil des sogenannten Bedrohungsmanagements. Rund 300 000 Besucher werden jährlich im Rathaus gezählt, davon rund ein Drittel im Bürger- und Ordnungsamt, rechnet Stadtpressesprecher Michael Kloppenburg vor. Dass diese Besuche "friedlich und entspannt" verlaufen, sei die Regel, allerdings komme es immer wieder zu Fällen, wo die Situation zum Streit eskaliert. In welchen Bereichen damit eher zu rechnen ist, wurde analysiert und in Lageplänen, über die auch Wachmann Kiwitz verfügt, eingetragen. Das Sozialamt, die sogenannte Vollstreckungsstelle und das Jugendamt, wo in Grenzfällen auch entschieden wird, ein Kind aus seiner Familie zu holen, gelten als besonders konfliktbeladen.

150 Mitarbeiter aus diesen Abteilungen wurden deshalb schon nach einem Konzept geschult, das der Polizeisportverein Neuss entwickelt hat. Sie lernen, wie sie sich, aber auch Kollegen in Konfliktsituationen schützen können. Weitere 150 Mitarbeiter sind in diesem Jahr an der Reihe. Alle, so betont Burkert, opfern für diese insgesamt zwölfstündige Fortbildung ihre Freizeit.
Eingebettet ist das Bedrohungsmanagement in ein viel umfassenderes Notfallmanagement, das die Stadt gemeinsam mit dem Sicherheitsdienstleister "Securitas Alert Services" entwickelt hat. Bei dem Konzept geht es auch um Krisensituationen, die durch Amokläufer oder eine Pandemie ausgelöst werden. Zur Vorbereitung gehört neben der Bereitstellung von Technik – wie etwa Notstromaggregate – auch die Vorbereitung von Krisenzentren, die wie eine Leitstelle funktionieren sollen. Außerdem wurden Ersthelfer geschult – auch ihre Büros sind in den Lageplänen eingezeichnet– und Evakuierungshelfer ausgebildet.
Quelle: NGZ

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