Soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder der Nachrichtendienst WhatsApp gewinnen immer mehr Bedeutung im Alltag – von Schülern und Lehrern. Oft ist es nur eine Frage der Zeit bis die Schüler ihren Pauker im Internet ausfindig gemacht haben. Doch sollten Schüler und Lehrer im Netz befreundet sein? Nein, findet Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes: "Die Kommunikation über soziale Netzwerke kann eine Beziehung auf Augenhöhe zwischen Schülern und Lehrkräften vorgaukeln, die in der Realität so nicht besteht."
Verboten ist der Umgang in NRW zwischen Lehrern und Schülern nicht, lässt das Schulministerium wissen. Entscheidend sei nur, dass sich die Pädagogen an ihre Dienstordnung halten. Die Bezirksregierung hat jedoch jüngst eine Empfehlung an Schulen herausgegeben, wie sie mit sozialen Netzwerken umgehen sollten.
Das sei auch sinnvoll, findet Michael Terhaag, Fachanwalt für IT-Recht: "Eine solche Richtschnur zum Umgang mit modernen Medien ist in Unternehmen unerlässlich, das gilt sicherlich auch für Schulen. Ich persönlich halte nichts von strengen Verboten." Stattdessen müsse in Schulen frühzeitig medienrechtliche Aufklärung betrieben werden, so der Rechtsexperte. Die Nutzung von Facebook sei jedoch juristisch nicht ganz unproblematisch. Besonders bei der Veröffentlichung von Bildern, erklärt Terhaag: "Für jedes Foto mit Schülern bedarf es zur Veröffentlichung einer wirksamen Einwilligung – bei Minderjährigen sogar beider Eltern." Zudem stünde bei einer Vernetzung von Lehrern und Schülern dem Missbrauch Tür und Tor offen, so der Anwalt: "Die Hemmschwelle ist weit unten und die Fälle nehmen bei uns in der Praxis zu. Gerade bei anonymen Teilnehmern wird sich so mancher Pauker einiges anhören müssen."
Eine Erfahrung, die auch Schulleiter Klaus Krützen immer wieder macht. Die sozialen Netzwerke würden mittlerweile häufig den Alltag an der Schule bestimmen: "Wir müssen oft das Wochenende der Schüler aufarbeiten, weil sie sich im Internet gegenseitig beschimpft haben und die Konflikte mit in den Unterricht bringen." Klaus Krützen nimmt Freundschaftsanfragen daher nur von ehemaligen Schülern an – nach einer gewissen Karenzzeit: "Ich sehe das dann so wie eine Art Ehemaligentreffen." Seinen Kollegen spricht er eine ähnliche Empfehlung aus: "Wer sich unbedingt mit Schülern vernetzen möchte, sollte sich einen zweiten Account anlegen, aber auf keinen Fall seinen privaten nutzen."
An der Janusz-Korczak-Gesamtschule (JKG) in Neuss sei die Kommunikation über Facebook nachrangig, sagt Schulleiter Achim Fischer: "Bei uns bekommt jeder einen schuleigenen E-Mail-Account, über den stehen die Schüler mit den Lehrern im Kontakt." Die JKG hat einen eigenen Auftritt bei Facebook, nutzt ihn vorwiegend für PR-Zwecke. Ansonsten mache man den Schülern deutlich: Freundschaftanfragen an Lehrer sind tabu.
So sehen es auch einige Schüler. Für die 15-Jährige Nina aus Jüchen käme eine Facebook-Freundschaft mit einem Lehrer überhaupt nicht in Frage. "Ich will schon eine gewisse Distanz wahren, der Lehrer ist ja nicht mein Freund", sagt die Schülerin des Gymnasiums Jüchen.
Andere sehen das etwas lockerer. "Also, ich bin mit einem Lehrer befreundet, weil er ziemlich cool ist – auch andere Schüler haben ihn bei Facebook", sagt Ramona (18), Schülerin am Berufsbildungszentrum Grevenbroich: "Manchmal postet er sogar lustige Bilder." Ihre Freundin Sandra (20), Schülerin des Berufskollegs Marienhaus in Neuss, ist noch skeptisch: "Ich würde es nur machen, wenn der Lehrer nicht später alles kommentiert, was ich bei Facebook mache. Man postet ja manchmal auch komisches Zeug."
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