Viele Jahre wurde in Jüchen darüber diskutiert, wie man Heinrich Schlösser aus Stessen eine Ehre erweisen könnte – Anträge wie etwa die Benennung einer Straße oder eines Bürgerwäldchens nach ihm wurden abgelehnt. Schlösser war zwischen 1919 und 1925 Abgeordneter für die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), machte sich für die Belange ärmerer Menschen stark. Seine Kritiker warfen ihm vor, er habe damit nicht die Grundsätze einer freiheitlich demokratischen Ordnung befolgt. "Ich glaube, mit der Verlegung eines Stolpersteins zur Erinnerung an einen aufrechten Mann mit Zivilcourage wäre er auch einverstanden gewesen", sagt Dieter Ohlmann, der Vorsitzende des Fördervereins Gemeindearchiv Jüchen.
Wer war Heinrich Schlösser? 1879 in Stessen geboren, lernte er Schlosser und wurde von den Nationalsozialisten als ehemaliges KPD-Mitglied verfolgt, bespitzelt und gedemütigt – ein Streit mit einem Nazi-Unteroffizier, in dem er die Misshandlung französischer Zwangsarbeiter kritisierte, wurde Heinrich Schlösser schließlich zum Verhängnis. Der Unteroffizier zeigte ihn an, Schlösser wurde am 7. Oktober 1943 wegen "Wehrmachtzersetzung" verurteilt.
Stolpern sollen über den Stein, den gestern Bildhauer Gunter Demnig als letzten von 18 Stück verlegte, besonders junge Leute. Das ist der jetzt pensionierten Realschullehrerin Monika Streger besonders wichtig. Sie organisierte die zweite Runde der Stolperstein-Verlegungen in Hochneukirch und Stessen. Für 17 weitere NS-Opfer jüdischen Glaubens aus Hochneukirch wurden Stolpersteine vor ihren letzten Wohnorten gesetzt. Mehr als 30 Jüchener begleiteten den Bildhauer gestern beim Verlegen der kleinen, mit Messing überzogenen Gedenksteine.
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