Montag, 6. Januar 2014

Neuss Berater von Willy Brandt lebte 40 Jahre in Neuss-Norf Harry Walter ist tot

Für seinen christdemokratischen Gegenspieler Peter Radunski war er der "Vater aller Politikberater". Harry Walter war es, der Ende der 1960er Jahre als erster in Deutschland die Wahlkämpfe nach Prinzipien der kommerziellen Werbung inszenierte. Der Mann, der mehr als 80 Wahlkämpfe organisierte und weltweit 14 Präsidenten beriet, ist tot. Harry Walter schlief jetzt an der Seite seiner Frau Petra in seinem geliebten kanadischen Domizil friedlich ein. Er wurde 84 Jahre alt. Von Ludger Baten
Für den Kosmopoliten Harry Walter war die Welt das Geschäftsfeld, doch zu Hause fühlte sich der gebürtige Berliner im Westen Kanadas und am Niederrhein. Nahezu unerkannt lebte er seit mehr als 40 Jahren in Norf. "Als eingefleischter Sozialdemokrat verbinde ich die größten SPD-Erfolge mit dem Namen Harry Walter", sagt Benno Jakubassa. Der Neusser SPD-Chef lernte den Politikberater 1985 kennen: "In den Landtagswahlkämpfen hat er Friedhelm Farthmann beraten."
Im April des Vorjahres war Harry Walter noch zu Gast beim Talk auf dem blauen NGZ-Sofa. Da sprach er über sein neues Buch. Auf 300 Seiten beschreibt Harry Walter, unterstützt von Jana Polgart, sein Lebenswerk, mit dem er ein Kapitel (deutscher) Geschichte geschrieben hat. Für seine Verdienste wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnet; er war Ehrenkonsul von Costa Rica und Ehrenbürger von Little Rock.
Der steile Aufstieg des Werbefachmanns und Kommunikators Harry Walter begann mit dem großen SPD-Wahlerfolg, der 1969 Willy Brandt zum ersten sozialdemokratischen Kanzler in der Bundesrepublik Deutschland machte. Walters Slogans "Wir schaffen das moderne Deutschland" oder "Willy Brandt muss Kanzler bleiben" wurden so berühmt wie ihr Schöpfer. Walter und seine kleine Agentur ARE (Allgemeine Reklame) ersetzten damals auch das dominierende SPD-Rot durch das moderne, unverbrauchte Orange als Identifikationsfarbe.
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