Für seinen
christdemokratischen Gegenspieler Peter Radunski war er der "Vater aller
Politikberater". Harry Walter war es, der Ende der 1960er Jahre als
erster in Deutschland die Wahlkämpfe nach Prinzipien der kommerziellen
Werbung inszenierte. Der Mann, der mehr als 80 Wahlkämpfe organisierte
und weltweit 14 Präsidenten beriet, ist tot. Harry Walter schlief jetzt
an der Seite seiner Frau Petra in seinem geliebten kanadischen Domizil
friedlich ein. Er wurde 84 Jahre alt.
Von Ludger Baten
Für den Kosmopoliten Harry Walter war die Welt das
Geschäftsfeld, doch zu Hause fühlte sich der gebürtige Berliner im
Westen Kanadas und am Niederrhein. Nahezu unerkannt lebte er seit mehr
als 40 Jahren in Norf. "Als eingefleischter Sozialdemokrat verbinde ich
die größten SPD-Erfolge mit dem Namen Harry Walter", sagt Benno
Jakubassa. Der Neusser SPD-Chef lernte den Politikberater 1985 kennen:
"In den Landtagswahlkämpfen hat er Friedhelm Farthmann beraten."
Im April des Vorjahres war Harry Walter noch zu Gast
beim Talk auf dem blauen NGZ-Sofa. Da sprach er über sein neues Buch.
Auf 300 Seiten beschreibt Harry Walter, unterstützt von Jana Polgart,
sein Lebenswerk, mit dem er ein Kapitel (deutscher) Geschichte
geschrieben hat. Für seine Verdienste wurde er mit dem
Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnet; er war Ehrenkonsul von
Costa Rica und Ehrenbürger von Little Rock.
Der steile Aufstieg des Werbefachmanns und
Kommunikators Harry Walter begann mit dem großen SPD-Wahlerfolg, der
1969 Willy Brandt zum ersten sozialdemokratischen Kanzler in der
Bundesrepublik Deutschland machte. Walters Slogans "Wir schaffen das
moderne Deutschland" oder "Willy Brandt muss Kanzler bleiben" wurden so
berühmt wie ihr Schöpfer. Walter und seine kleine Agentur ARE
(Allgemeine Reklame) ersetzten damals auch das dominierende SPD-Rot
durch das moderne, unverbrauchte Orange als Identifikationsfarbe.
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