Auch im Dormagener Erdreich ist noch mit gefährlichen Überbleibseln aus dem Krieg zu rechnen. Stadt und Chempark beugen vor.
Von Stefan Schneider
Im Vergleich zu den benachbarten Großstädten Köln,
Düsseldorf und Neuss ist Dormagen bei den Bombardierungen im Zweiten
Weltkrieg halbwegs glimpflich davongekommen. Zu diesem Urteil kommen die
Heimatforscher Karl-Heinz Engler und Heinz Pankalla in einem ihrer
Bücher. Was nicht heißt, dass im örtlichen Erdreich keine explosiven
Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg mehr schlummern, die
schlimme Schäden anrichten können.
Damit es in Dormagen nicht zu tragischen
Unglücksfällen wie kürzlich in Euskirchen kommt, wo ein Baggerfahrer
beim Umschichten von Bauschutt durch eine Kriegsbombe getötet wurde,
versucht die Stadt, das Risiko so gering wie möglich zu halten. "Bei
größeren Baumaßnahmen sind die Bezirksregierung und gegebenenfalls der
Kampfmittelräumdienst am Verfahren beteiligt. Wenn es beim Abgleich der
Bauflächen mit historischen Luftaufnahmen Auffälligkeiten gibt, werden
die Areale vor Baubeginn genau untersucht", erläutert Stadtplaner Gregor
Nachtwey.
Auch wenn Privatleute bauen möchten und dafür von der
Stadt grünes Licht bekommen, enthalte die Genehmigung stets den Passus,
dass die Arbeiten bei Auffälligkeiten sofort eingestellt werden müssen.
Letztendlich müssten die Bauherren Sorge dafür tragen, dass die
Arbeiten gefahrlos erledigt werden können.
Verdächtig ist, wenn alte Luftbilder Vertiefungen
oder Ähnliches im Gelände dokumentieren. Bombenangriffe auf Dormagen
waren im Zweiten Weltkrieg zwar relativ selten, es gab sie aber. Das
bestätigt Stephen Schröder, der Leiter des Kreisarchivs. Er nannte
gestern u.a. einen Angriff auf Delhoven im Jahr 1940, die Bombardierung
des Bahnhofs Ende Oktober 1944 und mehrere Luftattacken auf den
Vorläufer des Chemparks, das IG-Farben-Werk. Am 8. Februar 1945 nahmen
Jagdbomber das Werk unter Beschuss; ein Feuer konnte schnell gelöscht
werden, doch es gab Tote. Im Chempark nimmt man das Thema weiterhin sehr
ernst. Eine Überprüfung auf Bomben oder Luftminen sei stets Teil des
Genehmigungsverfahrens bei Baumaßnahmen im Chempark, sagt
Currenta-Sprecher Benjamin Schütz. Nach der Auswertung von Luftbildern
wird entschieden, ob besondere Vorkehrungen wie beispielsweise
Sondierungsmessungen im Erdboden nötig sind. Bei Bedarf übernehmen der
Kampfmittelräumdienst oder von der Bezirksregierung autorisierte Firmen
diese Aufgaben. "Aus den vergangenen Jahren sind uns im Chempark
Dormagen aber keine Funde von Kampfmitteln bekannt", sagte der
Unternehmenssprecher.
Während in Neuss allein im vergangenen Jahr vier Mal
Blindgänger entdeckt wurden, war das in Dormagen schon sehr lange nicht
mehr der Fall. Trotzdem wurde das Bahnhofsgelände vor der Umgestaltung
vorsorglich auf Bomben untersucht. Und im April 2013 spielte die Stadt
bei einer Übung das Szenario eines Bombenfundes beim Kreiskrankenhaus in
Hackenbroich durch – um im Ernstfall vorbereitet zu sein.
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