Donnerstag, 16. Januar 2014

Dormagen Vor dem Neubau steht die Bombenprüfung

Auch im Dormagener Erdreich ist noch mit gefährlichen Überbleibseln aus dem Krieg zu rechnen. Stadt und Chempark beugen vor. Von Stefan Schneider
Im Vergleich zu den benachbarten Großstädten Köln, Düsseldorf und Neuss ist Dormagen bei den Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg halbwegs glimpflich davongekommen. Zu diesem Urteil kommen die Heimatforscher Karl-Heinz Engler und Heinz Pankalla in einem ihrer Bücher. Was nicht heißt, dass im örtlichen Erdreich keine explosiven Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg mehr schlummern, die schlimme Schäden anrichten können.
Damit es in Dormagen nicht zu tragischen Unglücksfällen wie kürzlich in Euskirchen kommt, wo ein Baggerfahrer beim Umschichten von Bauschutt durch eine Kriegsbombe getötet wurde, versucht die Stadt, das Risiko so gering wie möglich zu halten. "Bei größeren Baumaßnahmen sind die Bezirksregierung und gegebenenfalls der Kampfmittelräumdienst am Verfahren beteiligt. Wenn es beim Abgleich der Bauflächen mit historischen Luftaufnahmen Auffälligkeiten gibt, werden die Areale vor Baubeginn genau untersucht", erläutert Stadtplaner Gregor Nachtwey.
Auch wenn Privatleute bauen möchten und dafür von der Stadt grünes Licht bekommen, enthalte die Genehmigung stets den Passus, dass die Arbeiten bei Auffälligkeiten sofort eingestellt werden müssen. Letztendlich müssten die Bauherren Sorge dafür tragen, dass die Arbeiten gefahrlos erledigt werden können.
Verdächtig ist, wenn alte Luftbilder Vertiefungen oder Ähnliches im Gelände dokumentieren. Bombenangriffe auf Dormagen waren im Zweiten Weltkrieg zwar relativ selten, es gab sie aber. Das bestätigt Stephen Schröder, der Leiter des Kreisarchivs. Er nannte gestern u.a. einen Angriff auf Delhoven im Jahr 1940, die Bombardierung des Bahnhofs Ende Oktober 1944 und mehrere Luftattacken auf den Vorläufer des Chemparks, das IG-Farben-Werk. Am 8. Februar 1945 nahmen Jagdbomber das Werk unter Beschuss; ein Feuer konnte schnell gelöscht werden, doch es gab Tote. Im Chempark nimmt man das Thema weiterhin sehr ernst. Eine Überprüfung auf Bomben oder Luftminen sei stets Teil des Genehmigungsverfahrens bei Baumaßnahmen im Chempark, sagt Currenta-Sprecher Benjamin Schütz. Nach der Auswertung von Luftbildern wird entschieden, ob besondere Vorkehrungen wie beispielsweise Sondierungsmessungen im Erdboden nötig sind. Bei Bedarf übernehmen der Kampfmittelräumdienst oder von der Bezirksregierung autorisierte Firmen diese Aufgaben. "Aus den vergangenen Jahren sind uns im Chempark Dormagen aber keine Funde von Kampfmitteln bekannt", sagte der Unternehmenssprecher.
Während in Neuss allein im vergangenen Jahr vier Mal Blindgänger entdeckt wurden, war das in Dormagen schon sehr lange nicht mehr der Fall. Trotzdem wurde das Bahnhofsgelände vor der Umgestaltung vorsorglich auf Bomben untersucht. Und im April 2013 spielte die Stadt bei einer Übung das Szenario eines Bombenfundes beim Kreiskrankenhaus in Hackenbroich durch – um im Ernstfall vorbereitet zu sein.
Quelle: NGZ

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