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Das seit 2004 in
Sinsteden ansässige Bruno-Dürigen-Institut feierte jetzt sein
zehnjähriges Bestehen. Der Wissenschaftliche Geflügelhof kümmert sich um
gut ein Dutzend Hühnerrassen. Insgesamt gibt es mehr als 200.
Von Sebastian Meurer
Führende Funktionäre und Wissenschaftler der
Rassegeflügelzucht gaben sich jetzt ein Stelldichein im
Kreiskulturzentrum Sinsteden. Zu feiern galt es dort den zehnten
Geburtstag des mit maßgeblicher Unterstützung des Rhein-Kreises Neuss
und des Landes NRW gegründeten Wissenschaftlichen Geflügelhofs. Landrat
Hans-Jürgen Petrauschke schlug in seinem Grußwort den Bogen bis weit in
die Antike, wo der Legende nach die Gänse auf dem römischen Kapitol die
Stadt einst vor einem Angriff der Kelten gewarnt hatten. Bürgermeister
Albert Glöckner erinnerte an die Einweihung des inzwischen den Titel
Bruno-Dürigen-Institut tragenden Geflügelhofs 2004. Neben der
eigentlichen wissenschaftlichen Arbeit würdigte er auch einen
pädagogischen Aspekt: Für viele Kinder "wird ein Blatt aus ihrem
Bilderbuch lebendige Wirklichkeit", verwies er auf den Besuch von
Schulklassen. Die weiteste Anreise dürfte Urs Freiburghaus gehabt haben:
Der Schweizer Präsident der "Entente Européenne" (Europäische
Vereinigung) der Rassegeflügelzüchter versicherte Dr. Inga Tiemann, der
Leiterin des Hofs, und ihrer Stellvertreterin Dr. Mareike Fellmin in
seiner launigen Ansprache, auch künftig "alles daran zu setzen, Werbung
für den Wissenschaftlichen Geflügelhof zu machen."
Professor Werner Bessei von der Universität Hohenheim
widmete sich in seinem Festvortrag der Geschichte der Ethologie
(Verhaltensbiologie) und sparte dabei auch deren Irrwege nicht aus. "Es
gibt keine Wissenschaft, die nicht auch politisch gedeutet werden
könnte", sagte der Gelehrte mit Blick auf die rassenkundlichen und
eugenischen Verirrungen in wissenschaftlichem Gewand.
Für Aufsehen in der Fachwissenschaft sorgt das
Bruno-Dürigen-Institut durch seine Projekte, so etwa mit dem vor einem
Jahr gestarteten Modell- und Demonstrationsvorhaben "Kryoreserve beim
Huhn" – das bundesweit erste seiner Art. Kryoreserve bedeutet schlicht
die Tiefgefrierung von Hahnensperma in flüssigem Stickstoff, und die
soll die Gefahr des Aussterbens selten gewordener Rassen bannen.
Der Wissenschaftliche Geflügelhof kümmert sich um gut
ein Dutzend Hühnerrassen. Insgesamt gibt es mehr als 200. Das vor einem
Jahr gestartete Projekt verläuft nach Auskunft von Mareike Fellmin
programmgemäß. Im Mai werden ihr zufolge drei weitere Forschungsvorhaben
starten. "Kognition bei Hühnern" soll Erkenntnisse darüber vermitteln,
wie es um deren Erkenntnisfähigkeit im Vergleich zu der anderer Tiere
bestellt ist. Untersucht wird in einem weiteren Projekt die
"Geschwisterdominanz" bei Hühnern. "Ein kleines Projekt" wird sich laut
Mareike Fellmin dann der Geschlechtsbestimmung von Küken widmen.
Getrübt wurde die Feierlaune durch einen Zwischenfall:
Karl Stratmann, Vorsitzender des junge Wissenschaftler unterstützenden
Vereins Juwira, brach nach einer Herzattacke auf dem Hof des
Kulturzentrums zusammen. Der Notarzt behandelte ihn eine halbe Stunde im
Rettungswagen, ehe Stratmann ins Kreiskrankenhaus nach Hackenbroich
gebracht wurde.
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