"Für uns spielt Prävention eine wichtige Rolle, man kann nicht genug dafür werben", sagt Frank Ueberacher, Sprecher der AOK-Geschäftsstelle an der Oberstraße in Neuss. Auch die anderen Krankenkassen der Quirinusstadt, die in erster Linie als Versicherer für ärztliche Behandlungen und Krankenhausaufenthalte angesehen werden, bemühen sich deshalb längst darum, ihre Mitglieder für die Vorsorge zu sensibilisieren und unterbreiten ihnen vielfältige Kursangebote.
Nordic Walking oder Rückengymnastik dienen der körperlichen Fitness, Yoga und Pilates sorgen für Entspannung, Entwöhnungskurse helfen bei Sucht, Ernährungsberatung bei Übergewicht. Die meisten gesetzlichen Krankenkassen zahlen für eine Teilnahme an einem solchen Angebot 75 Euro – und dies zweimal im Jahr. Neben den Mitgliedern, die jeden Zuschuss von sich aus nutzen und ausreizen, möchten die Kassen auch die "Bewegungs-Muffel" animieren und bieten dabei unterschiedliche Bonus-Programme an. Die AOK Rheinland/Hamburg etwa stellt ihren rund 125 000 Mitgliedern im Rhein-Kreis ein jährliches Gesundheitsbudget von 250 Euro zur Verfügung. "Dies kann auch für Früherkennungsmaßnahmen, eine professionelle Zahnreinigung, Pekip-Kurse oder den Besuch eines Fitnessstudios eingesetzt werden", sagt Ueberacher.. Die AOK arbeitet dafür mit Anbietern zusammen, deren Kurse das Zertifikat der "Zentralen Prüfstelle Prävention" tragen. Die Barmer GEK möchte ihren rund 50 000 Mitgliedern im Kreisgebiet mit einem Pluspunkte-System zur Teilnahme an weiteren Kursen im Jahr animieren. Als Prämien werden Geschenke wie Sporttaschen in Aussicht gestellt. "Grundsätzlich lautet unsere Botschaft, nicht nur für die Mitglieder da zu sein, wenn sie krank sind, sondern ihnen auch präventive Angebote zu schaffen", sagt Holger Kaulen und nennt damit eine Philosophie, die auch seine Mitbewerber vertreten. Der Sprecher der Barmer für den Bezirk Neuss und Mönchengladbach fordert, dass der Bund die Präventionsangebote als weitere feste Säule des Gesundheitssystems anerkennt. Ein Viertel der Kosten im Gesundheitswesen, meint Kaulen, könnten dadurch eingespart werden. Zu deren Nutzen gebe es aber kaum Erkenntnisse und es könne stets nur der Einzelfall betrachtet werden, heißt es bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. "Die Angebote der Krankenkassen können durchaus sinnvoll sein – sofern sie dazu führen, dass sich Menschen mit ihrem Gesundheitszustand beschäftigen und vorsorgen", sagt der Vorsitzende Dr. Peter Potthoff. "Sinnvoll ist sicherlich, dass Patienten die Angebote mit ihrem Arzt besprechen, um zu klären, ob sie im Einzelfall Sinn und wirklich gesünder machen."
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