Vor allem chinesische und russische Nachrichtendienste seien, so Maaßen, mit regelrechten "Einkaufslisten" unterwegs, um weltweit einzusammeln, was der eigenen Wirtschaft nützen könnte. Immer häufiger versuchten sich Angreifer über das Internet Zugang zu geheimen Daten zu verschaffen. "Großkonzerne sind in der Regel bereits auf Cyberangriffe vorbereitet. Kleinere und mittlere Unternehmen haben noch Nachholbedarf", sagte der Chef des Verfassungsschutzes vor über 300 Wirtschaftsvertretern, die einer Einladung der IHK Mittlerer Niederrhein, der Sparkasse Neuss und der Unternehmerschaft Niederrhein gefolgt waren. Die Affäre um den US-Abhördienst NSA und dessen ehemaligen Mitarbeiter Edward Snowden sei für viele Firmen ein Weckruf gewesen. Dennoch dürfte sich Spionageabwehr nicht allein auf Datennetze beschränken. "Menschliche Quellen spielen für Nachrichtendienste nach wie vor eine große Rolle", sagte Maaßen.
Auch Edward Snowden, der das Abhören von Bundeskanzlerin Angela Merkel öffentlich machte, sei letztlich nur ein "klassischer Innentäter". Behörden wie Unternehmen drohe besonders großer Schaden, wenn eigene Mitarbeiter aus unterschiedlichsten Motiven Geheimnisse verraten. Nachrichtendienste würden gezielt nach Informanten suchen und mit Geld oder neuen Jobs locken. China sei auf diesem Gebiet besonders aktiv.
Der Verfassungsschutz-Chef fordert die Firmen zu enger Zusammenarbeit auf. Nur wenn Angriffe durch Wirtschaftsspione gemeldet würden, habe sein Amt die Chance, effektive Abwehrmaßnahmen zu ergreifen. Anders als Polizei und Staatsanwaltschaft behandele das Bundesamt für Verfassungsschutz solche Informationen auf Wunsch vertraulich. Viele Unternehmen würden Spionageangriffe aus Sorge vor ungewollter Publicity verheimlichen. Auch der Gebrauch von abhörsicheren Handys oder Initiativen für ein deutsches Internet könnten gegen Cyberspione helfen – vorausgesetzt, es siege nicht doch wieder die Bequemlichkeit: "Wer Brisantes als E-Mail verschickt, schreibt es auf eine Postkarte."
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