Man muss sie eben sehen. Und erkannt dann, dass eine Menschenschlange auf einer Leinwand voller Bewegung sein kann. Die Gesichter von Heike Ludewigs Figuren sind allenfalls angedeutet, allein die Körperhaltung jedes Einzelnen steht für die Bewegung. Der eine knickt seinen Körper ab und schaut in den Himmel, ein anderer winkelt ein Bein als Stütze für das Kramen in der Tasche an: Sie alle stehen und warten, aber wirken auch wie auf dem Sprung.
Noch stärker signalisieren das drei Frauenkörper, die Ludewig auf Folie gemalt und wie ein Mobilé aufgehängt hat. Dabei spielt sie mit der Erwartung des Betrachters, denn das freischwebende Folienrechteck zeigt keine Vor- und Rückseite einer Frau, sondern nur eine. Und weil der Ausstellungsbesucher die Luft bewegt, bewegt er auch diese drei Figuren vor einem verwischten blauen Hintergrund. Und verdoppelt diese Bewegung noch, denn ein Spot ist so ausgerichtet, dass die springende oder schreitende Frau einen ebensolchen Schatten auf die Wand wirft.
Sie verwendet, was ihr in die Hände fällt: Innereien eines Klaviers (für kinetische Wandbilder), alte Motoren, die bei ihr ein Hundekörper werden mit rotierenden Gardinenquasten als Ohren, Laufrollen von Transportbändern aus der Industrie, die in großen Stelen ein eigenes Leben entwickeln. Kaum einem Objekt sieht man die frühere Verwendung an – auch nicht, wie viel Elektronik drinsteckt. Alles läuft, rattert, rollt, dreht sich – und man steht fasziniert davor und fragt sich: Wie geht das?
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