"Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die Heime im Rhein-Kreis Neuss gegenüber anderen Regionen relativ gut aufgestellt sind", sagt der Neusser Werner Schell, ein bundesweit anerkannter Experte und Buchautor zum Thema Pflege. Aber die in Heimen gefürchteten Besuche der MDK-Prüfer und deren Testurteile sieht Schell kritisch: "Die Qualitätsprüfungen des MDK und darauf basierende Pflegenoten müssten sich an der Ergebnis- und Lebensqualität der Heimbewohner ausrichten. Was heute aber geschieh, ist alles andere, nur das nicht." Eine positive Veränderung werden seiner Auffassung nach auch die neuen Vorgaben für das MDK-Prüfgeschehen nicht bringen: "Die Prüfer zielen weiterhin hauptsächlich auf die Pflegedokumentation ab. Und das hat das Sozialgericht Münster vor Jahren als rechtswidrig und verbraucherfeindlich bezeichnet. Dieser Pflege-TÜV gehört in der jetzigen Ausgestaltung in die Tonne." Kreis-Sozialdezernent Jürgen Steinmetz versichert: "Den Menschen in den kreisweiten Heimen geht es gut, auch wenn dies nicht überall in den Unterlagen ordnungsgemäß vermerkt ist."
Überbewerten mag auch Marc Strobel, Pflegedienstleiter im Malteserstift St. Katharina, die Topnote nicht: "Wir legen sie nicht zu den Unterlagen, die wir an Interessenten heraus geben." Sie kann, sagt er, als ein Kriterium von vielen anderen gesehen werden, die potenzielle Heimbewohner und deren Angehörige auf der Suche nach der richtigen Unterbringung berücksichtigen sollten. "Der erste Eindruck zählt", sagt Strobel. Er empfiehlt: "Schauen Sie, ob es in der Einrichtung hektisch ist, darauf, wie freundlich sie empfangen werden, ob Sie alle Informationen bekommen. Schauen Sie, welches Klima in den Wohnbereichen herrscht."
Pflegeexperte Werner Schell rät Folgendes: "Mehrfach hingehen, mit vielen Leuten sprechen, angefangen bei den Führungskräften bis hin zu den Pflegekräften, Angehörigen und Besuchern. Man muss schauen, wie man im Heim miteinander umgeht. Wie riecht es dort? Das heißt, kümmert man sich zeitgerecht um inkontinente Bewohner? Wie ist die ärztliche Versorgung gestaltet? Wie ist die Stimmung? Sind alle Stellen besetzt oder gibt es größere Krankheitsausfälle?" Und: "Das teure Heim ist nicht zwangsläufig besser."
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