Neuss 0 Brauer aus Holzheim erfindet Schampus-Bier
Bei
Frankenheim wurde Martin Walschebauer zum Brauer und Mälzer ausgebildet.
Jetzt komponierte er seine eigene Edelmarke "Coco d'Or"Von Ludger Baten
Im Schatten von St. Quirin hat das Brauen eine lange
Tradition. Viele Zeugen, die an dieses Handwerk erinnern, sind in der
Stadt nicht mehr zu entdecken. Wer will, der kann aber einen Beleg für
die Neusser Braukunst noch in der Gaststätte "Im Dom" probieren. In der
engen Nachbarschaft von Neuss rührt sich derzeit vor allem "Bolten", um
der Region von Korschenbroich aus wieder einen Altbier-Impuls zu geben.
Und da ist immer auch noch die Privatbrauerei Frankenheim, die von
Holzheim aus den heimischen Markt bediente.
Wenn jetzt im Schwarzwald eine neue Bier-Kreation
vorgestellt wurde, dann reicht deren Wurzel bis nach Holzheim. Denn
Martin Walschebauer (34), "Erfinder" der Edelmarke "Coco d'Or", wurde
einst bei Frankenheim zum Brauer und Mälzer ausgebildet. Das war vor
rund zehn Jahren; Michael Reischmann war sein Lehrmeister. Dort legte er
auch seine Gesellenprüfung ab, ehe er sich aufmachte, in vielen Ländern
Europas "spannende Einblicke" in Sudpfannen und Braukessel zu gewinnen.
Seine Wanderjahre führten ihn auch nach Dänemark, Serbien und Italien.
"Ich wollte einfach wissen, was in Sachen Hopfen und Malz weit weg vom
angestammten Brauereischornstein los ist", sagt Walschebauer, "um aus
neuen Erfahrungen, Anregungen und Kenntnissen ein neues Bier
herzustellen." Sein ehrgeiziges Ziel: "Es soll einmalig auf der Welt
sein."
13 Fakten zum Thema BierFOTO: ddp, ddp
Das stolze Ergebnis liegt nun vor. Wer es testen will,
der muss zunächst eine Sektflasche entkorken. Im Glas entfaltet der
ungewöhnliche Gerstensaft seine goldene Farbe und die moussierenden
Prickelperlen. Sein Erfinder verspricht ein "sinnliches Erlebnis auf der
Zunge" und zeigt sich beflügelt "von der Leichtigkeit des Seins". Diese
Leichtigkeit hat aber immerhin einen Alkoholgehalt von 8,0 Prozent und
ist somit rund 3 Prozentpunkte stärker als herkömmliches Bier. Und weil
Innovation auch seinen Preis hat, kostet die 0,75-Liter-Flasche 18 Euro
zuzüglich Versandkosten. Der Jahrgang 2013 ist auf 3000 Flaschen
limitiert und ist im Internet über bier.de zu bestellen und zu erhalten.
Der Jahrgang 2014 wird jetzt gebraut, muss
anschließend aber noch zwei Monate reifen. Kunden sind Golfclubs, Hotels
und auf Bier-Raritäten ausgelegte Läden. Ein Großteil des
Premieren-Jahrgangs fand Abnehmer in China.
Heute ist Marin Walschebauer im Schwarzwald heimisch
geworden, wo er als Brauer arbeitet. Seine Kreation "Coco d'Or" ist ein
Produkt seiner Schwarzwald-Gold-Braumanufaktur. Produziert wird das Bier
aber im Lohnbrauverfahren. Da arbeitet Walschebauer mit der seit 1884
im Familienbesitz geführten Brauerei Rogg zusammen, die in seinen Augen
"ein Vorreiter auf dem Gebiet innovativer, nachhaltiger und biologischer
Bierherstellung" ist. Seine Bierwürze veredelt Walschebauer in einer
Wein-Kelterei mit Weinhefen, ehe er die fertige Bierspezialität in
Flaschen abfüllt: "Daher die Prickelperlen." Walschebauer möchte sein
Bier, "das nicht dem Durstlöschen dient, sondern dem Genuss", in die
ganze Welt exportieren. Ein Anfang ist gemacht – und alles fing in
Holzheim an.
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