Samstag, 29. März 2014

Neuss 0 Brauer aus Holzheim erfindet Schampus-Bier

Bei Frankenheim wurde Martin Walschebauer zum Brauer und Mälzer ausgebildet. Jetzt komponierte er seine eigene Edelmarke "Coco d'Or" Von Ludger Baten
 
Im Schatten von St. Quirin hat das Brauen eine lange Tradition. Viele Zeugen, die an dieses Handwerk erinnern, sind in der Stadt nicht mehr zu entdecken. Wer will, der kann aber einen Beleg für die Neusser Braukunst noch in der Gaststätte "Im Dom" probieren. In der engen Nachbarschaft von Neuss rührt sich derzeit vor allem "Bolten", um der Region von Korschenbroich aus wieder einen Altbier-Impuls zu geben. Und da ist immer auch noch die Privatbrauerei Frankenheim, die von Holzheim aus den heimischen Markt bediente.
Wenn jetzt im Schwarzwald eine neue Bier-Kreation vorgestellt wurde, dann reicht deren Wurzel bis nach Holzheim. Denn Martin Walschebauer (34), "Erfinder" der Edelmarke "Coco d'Or", wurde einst bei Frankenheim zum Brauer und Mälzer ausgebildet. Das war vor rund zehn Jahren; Michael Reischmann war sein Lehrmeister. Dort legte er auch seine Gesellenprüfung ab, ehe er sich aufmachte, in vielen Ländern Europas "spannende Einblicke" in Sudpfannen und Braukessel zu gewinnen. Seine Wanderjahre führten ihn auch nach Dänemark, Serbien und Italien. "Ich wollte einfach wissen, was in Sachen Hopfen und Malz weit weg vom angestammten Brauereischornstein los ist", sagt Walschebauer, "um aus neuen Erfahrungen, Anregungen und Kenntnissen ein neues Bier herzustellen." Sein ehrgeiziges Ziel: "Es soll einmalig auf der Welt sein."
13 Fakten zum Thema Bier FOTO: ddp, ddp
Das stolze Ergebnis liegt nun vor. Wer es testen will, der muss zunächst eine Sektflasche entkorken. Im Glas entfaltet der ungewöhnliche Gerstensaft seine goldene Farbe und die moussierenden Prickelperlen. Sein Erfinder verspricht ein "sinnliches Erlebnis auf der Zunge" und zeigt sich beflügelt "von der Leichtigkeit des Seins". Diese Leichtigkeit hat aber immerhin einen Alkoholgehalt von 8,0 Prozent und ist somit rund 3 Prozentpunkte stärker als herkömmliches Bier. Und weil Innovation auch seinen Preis hat, kostet die 0,75-Liter-Flasche 18 Euro zuzüglich Versandkosten. Der Jahrgang 2013 ist auf 3000 Flaschen limitiert und ist im Internet über bier.de zu bestellen und zu erhalten.

Der Jahrgang 2014 wird jetzt gebraut, muss anschließend aber noch zwei Monate reifen. Kunden sind Golfclubs, Hotels und auf Bier-Raritäten ausgelegte Läden. Ein Großteil des Premieren-Jahrgangs fand Abnehmer in China.
Heute ist Marin Walschebauer im Schwarzwald heimisch geworden, wo er als Brauer arbeitet. Seine Kreation "Coco d'Or" ist ein Produkt seiner Schwarzwald-Gold-Braumanufaktur. Produziert wird das Bier aber im Lohnbrauverfahren. Da arbeitet Walschebauer mit der seit 1884 im Familienbesitz geführten Brauerei Rogg zusammen, die in seinen Augen "ein Vorreiter auf dem Gebiet innovativer, nachhaltiger und biologischer Bierherstellung" ist. Seine Bierwürze veredelt Walschebauer in einer Wein-Kelterei mit Weinhefen, ehe er die fertige Bierspezialität in Flaschen abfüllt: "Daher die Prickelperlen." Walschebauer möchte sein Bier, "das nicht dem Durstlöschen dient, sondern dem Genuss", in die ganze Welt exportieren. Ein Anfang ist gemacht – und alles fing in Holzheim an.
Quelle: NGZ

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