Über 1000
Neusser haben das"Solarpotenzialkataster" bereits genutzt. Doch der Boom
des Solarstroms ist vorbei – die Zuschüsse sind gering.Von Benedikt Becker
Rund 1300 Neusser haben sich bisher mit dem
"Solarpotenzialkataster" informiert, ob ihre Immobilie für Solar- oder
Photovoltaikanlagen geeignet ist. Seit September bietet die Sparkasse
Neuss diesen Service in Kooperation mit den Kommunen und
Energieversorgern im Rhein-Kreis an. Insgesamt mehr als 7600 Nutzer
haben das Portal bereits aufgerufen.
Das "Solarpotenzialkataster" ist einfach zu nutzen:
Über die Internetseite der Stadt Neuss gelangt man auf eine
Übersichtskarte des Stadtgebiets. Eine Suchfunktion ermöglicht es,
direkt zu einzelnen Objekten zu zoomen. Alle Gebäude sind ihrer
Solar-Tauglichkeit nach farblich gestaltet – von Grün ("gut geeignet")
bis Rot ("nicht geeignet"). Dabei werden die Eignung eines Daches an
sich sowie die Ausrichtung zur Sonne berücksichtigt. Auch möglicher
Schattenwurf von benachbarten Gebäuden oder Bäumen ist einkalkuliert.
Fünf Fakten, die Sie über Solarthermieanlagen wissen sollten
Für die Berechnungen seien nur öffentlich zugängliche
Daten verwendet worden, versichert Raimund Franzen, stellvertretender
Unternehmenssprecher der Sparkasse Neuss. Mit einem
"Wirtschaftlichkeitsrechner" kann zudem geprüft werden, nach wie vielen
Jahren sich eine mögliche Investition auszahlt. Neben einer
Ertragsprognose lassen sich auch die Kosten für die Anlage abschätzen.
"Das bietet eine sehr gute Orientierungshilfe im Gespräch mit
Handwerkern", erklärt Franzen. Berücksichtigt werden müsste auch die
derzeitige Ungewissheit über Änderungen beim Erneuerbare-Energien-Gesetz
(EEG). Der große Solarboom scheint vorerst vorbei zu sein.
Das glaubt man auch beim Neusser Bauverein. Vor drei
Jahren hatte der seine erste Photovoltaikanlage in Betrieb genommen,
zwei weitere folgten. Seitdem ist die Einspeisevergütung für
Solarenergie, also der vom Staat zugesicherte Preis, kontinuierlich
reduziert worden. Für die bestehenden Anlagen hat dies keine
Auswirkungen, neue plant der Bauverein jedoch nicht. "Die anhaltende
Minderung der Einspeisevergütung steht zunehmend im Konflikt zum
wirtschaftlichen Betrieb einer Photovoltaikanlage", sagt Tino Menge,
Ingenieur in der Projektentwicklung beim Neusser Bauverein. Auch immer
günstiger werdende Module aus Asien könnten diese Entwicklung nicht
kompensieren.
Der virtuelle Rundgang durch Neuss zeigt deutlich: Vor
allem viele öffentliche Gebäude eignen sich hervorragend für den Bau
von Solar- und Photovoltaikanlagen. So betreibt das Gebäudemanagement
der Stadt Neuss (GMN) bereits sechs eigene sogenannte
Solarthermieanlagen, die Sonnenstrahlung in Wärme umwandeln. Zudem
ünterstützt die Stadt vier Bürgersolaranlagen, die auf den Dächern
öffentlicher Schulen installiert wurden. Die Kommune ist durch die
Projektgesellschaft für Rationelle Energienutzung (PRENU) auch an der
Betreuung weiterer Anlagen beteiligt.
Optimale Bedingungen für Solaranlagen bieten Dächer
und Türme von Kirchen. In der Nordstadt wusste man das schon 1997.
Seitdem ist das "Solarkreuz" am Turm der evangelischen
Reformationskirche zugleich Energieproduzent.
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