Das führte jedoch dazu, dass ein roter Faden fehlte und die – immer noch recht zahlreich verkleideten – Besucher zum Teil nicht wussten, ob sie sich nun auf einer Karnevalsveranstaltung oder einem Heimatabend befanden. Während einige Künstler die Gäste von Stühlen rissen und zum Mitsingen und Mittanzen animierten, leerte sich bei anderen Vorführungen merklich der Saal. Vereinzelt gab es sogar die Rufe: "Aufhören!" aus dem Publikum.
"Die Jecken sind hier etwas dünn gesät", stellte Bürgermeister Herbert Napp (CDU) fest, der erstmals auf der Sitzung ein Grußwort sprach. Es war gespickt mit Seitenhieben auf Neusser Politik und Brauchtum. Dem Elferrat der BKG empfahl er: "Es wird mal wieder Zeit, sich karnevalistisch zu outen."
Prologius Christoph Kleinau bot einen satirischen Jahresrückblick – im weißen Kittel eines Laboranten, weil der Abend mit seiner Neuausrichtung doch eher ein Versuchslabor sei: "Die Nüsser Schnute wurd' neu verpflichtet, der Hoppeditz hat ausgedichtet. Wir sind jetzt Brauchtum, wurd' geheuchelt. Der arme Kerl still weggemeuchelt."
Auch Kabarettistin Sabine Leuker hatte die Lacher auf ihrer Seite. Als "Babsi" nahm sie beispielsweise den Gänsedreck im Baggersee "Jröne Meerke", Neusser Schultoiletten sowie den Wegfall der Straßenbahnline 704 aufs Korn (ihrer Meinung nach eine Verschwörung, damit die Fahrgäste wieder aufs Auto umsteigen und die Stadt Neuss mehr Knöllchen verteilen kann). Zugleich führte sie mit RTL-Moderator Dirk Reuter durch den Abend. Etwas peinlich: die Begrüßung des Elferrates, der sich zu dem Zeitpunkt größtenteils nicht im Saal befand.
Ein Höhepunkt war die Schwarzlichtshow von einigen Jungschützen. Sie hatten sich Fantasiefiguren am Körper befestigt und ließen sie zu peppiger Musik bei Schwarzlicht tanzen. Dafür gab es tosenden Beifall. Ebenso für die Vorführungen der Funkemariechen der "BKG Dancing Girls" mit ihren akrobatischen Einlagen. Und natürlich zum Schluss kurz vor 24 Uhr, als beim großen Aufmarsch der Standarten und des Prinzenpaares die Bühne fast nicht auszureichen schien für alle Teilnehmenden.
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