Die Situation, als der Notarzt der versammelten Belegschaft nur Stunden nach der Tat sagen musste "Wir konnten ihr nicht mehr helfen", steht Egon P. noch vor Augen, den Satz hat er noch im Ohr. Nun spricht er zum ersten Mal öffentlich über die Angst und das Entsetzen, das jener Angriff auslöste. Zum Sprechen brachte ihn Christina Zühlke (34), eine Fernseh-Journalistin. Monatelang hat sie Egon P. und andere Kollegen für ihre Dokumentation begleitet, die nun in der Reihe "Menschen hautnah" am Donnerstag, 13. März, ab 22.30 Uhr im WDR gezeigt wird. Ein Beitrag, der auch der Journalistin "hautnah" ging: "Nachdem der Film fertig war, sind die Cutterin, Kirsten Becker, und ich in den Dom gegangen und haben eine Kerze angezündet"", sagt sie. Ausdruck einer Verbundenheit mit einem Menschen, dem sie durch die Interviews nahe kam, ohne Irene N. je kennengelernt zu haben.
"Menschen hautnah" sucht die Geschichte hinter der Meldung, die in der Tagesschau gesendet wurde und mit der auch Zühlkes Dokumentation "Überfall am Arbeitsplatz – Leben mit der Angst danach" beginnt. Sie soll die Menschen zu Wort kommen lassen, die von dieser Tat betroffen waren. Letztlich aber sei es Reporterglück gewesen, sagt Zühlke, dass das Kamerateam so unmittelbar in Kontakt zu den engsten Mitarbeitern von Irene N. kommen konnte.
Zwölf Drehtage hat sich Zühlke Zeit genommen, um der Frage nachzugehen, wie die Jobcenter-Mitarbeiter den Mord verkraften und trotzdem weiter für ihre Kunden da sein können. Sie hat sie bei Selbstverteidigungs-Kursen begleitet, zum Grab der Ermordeten oder bei der Arbeit. Und sie habe selbst gestaunt, so Zühlke, "wie wenig abweisende Bürokratie zu spüren war. Wie menschlich und respektvoll die Mitarbeiter mit den Kunden umgehen." Trotz alledem.
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