Sei es der Rückblick auf diese Zeit oder ihr ganzes Leben: "Es war eine schöne und reiche, aber auch gefahrvolle Zeit", sagt Schwester Ignatia. Geboren als Hildegard Windolph kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde sie im Alter von zehn Jahren mit ihrer Familie aus ihrer Heimat Oberschlesien vertrieben. Auf einer Zwischenstation in Berlin wurde sie mit ihren vier Geschwistern fast von den Eltern getrennt, ein neues Zuhause fand sie im Rheinland. Mit 15 Jahren habe sie dann am Essenstisch gesagt, dass sie Nonne werden möchte. "Mein Weg stand seitdem fest und meine Eltern stimmten dem auch zu, auch wenn mein Vater etwas anderes mit mir vorgehabt hätte, wie er mir sagte. Er arbeitete als Betriebsleiter in einer Zuckerfabrik und wollte wahrscheinlich, dass ich dort in der Verwaltung eine Ausbildung mache", erinnert sie sich.
Stattdessen fand sie im Ursulinenkloster den richtigen Orden für sich. "Die Ursulinen waren damals schon sehr offen und modern, weil durch die eigene Schule auch viele junge Menschen im Haus waren", sagt Schwester Ignatia. Sie studierte unter anderem Deutsch, Englisch und Geschichte, um in diesen Fächern als Lehrerin zu unterrichten. Doch in der Zeit des Nationalsozialismus war dies für die junge Nonne nicht möglich. "Ich hätte nur eine Anstellung bekommen, wenn ich die Klostertracht abgelegt hätte", erzählt sie. Aber sie beugte sich nicht, behielt die Kleidung an und arbeitete stattdessen in der Küche des Franziskanerklosters in Düsseldorf.
Nach dem Krieg unterrichtete sie in Brühl und später am St. Ursula-Gymnasium in Düsseldorf. Dort konnte sie auch ihre Liebe zum Schauspiel mit den Schülerinnen teilen. Alle berühmten Werke brachte Schwester Ignatia als Regisseurin auf die Bühne. Anfang der 1980er Jahre gründete sie mit Bruder Matthäus in Düsseldorf die "Freunde der Straße", die sich bis heute um Obdachlose kümmern, und begann in der Gefängnisseelsorge zu arbeiten. Im Jahr 1994 kam Schwester Ignatia nach Kaarst und begann im hohen Alter noch einmal einen neuen Lebensabschnitt, denn erstmals war sie in einer Kirchengemeinde caritativ tätig.
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