Wie sich herausstellte, hatte es dort seit 2011 vier bekannte verdächtige Vorfälle gegeben, die mit dem Sportlehrer in Verbindung stehen. "Der Fehler war, diese vier Geschichten nicht an einer Stelle zu bündeln", sagt Professor Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Um Missbrauch und versuchten Missbrauch früher zu erkennen und künftig besser zu agieren, hat der Schulträger, die Malteser, den Fachmann mit ins Boot geholt. Bei einem Informationsabend präsentierte Pfeiffer jetzt ein erstes Konzept. Ein wesentlicher Punkt: eine andere Kommunikationskultur, speziell geschulte Lehrer, effektivere Aufklärung für Schüler und Eltern. Pfeiffer ist sicher: Wäre der Schulleitung bereits der erste Fall, nämlich das Gerücht, der Lehrer habe ein Verhältnis mit einer Schülerin, bekannt gewesen, wäre diese hellhörig geworden, als ein halbes Jahr später Eltern mit einem verdächtigen Eintrag auf der Facebook-Seite ihrer Tochter zur Schulleitung kamen. Das Mädchen hatte eine anonyme Einladung zu einer "Trainingseinheit" erhalten und ordnete diese ihrem Sportlehrer zu. Die Schulleitung schaltete die Polizei ein. Die überprüfte den Facebook-Account, der gelöscht war. Die Sache verlief im Sande.
Ebenso Fall drei und vier, die ähnlich gelagert waren. "Es wäre sinnvoll gewesen, wenn die Schülerin auf die Einladung eingegangen wäre und so in Polizeibegleitung den Täter überführt hätte", sagt Professor Pfeiffer. "Aber leider war die Polizei zu duselig, um auf die Idee zu kommen." Dabei sei es wichtig, die Täter aus der Anonymität des Netzes herauszuholen und zu enttarnen. "Das ist der beste Beitrag zur Prävention: Das Risiko, enttarnt zu werden, muss zu groß sein."
Außerdem wird es nach den Sommerferien eine vom kriminologischen Forschungsinstitut ausgearbeitete Umfrage an der Willicher Schule und auf Wunsch auch an den anderen weiterführenden Schulen der Stadt geben – zu Themen wie Lebenszufriedenheit, Elternhaus, Lehrer, Mobbing und Missbrauch. "In zwölf Monaten, wenn die Umfrage ausgewertet ist, komme ich wieder, damit wir gemeinsam sehen, was wir noch verbessern können", verspricht Pfeiffer zum Abschied.
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