"Im Rathaus findet dann für alle Mitarbeiter eine Gemeinschaftsveranstaltung statt. Wer aber lieber nach Hause gehen möchte oder woanders feiern will, muss dafür Urlaub nehmen oder Überstunden ausgleichen", erklärt Stadtsprecher Peter Fischer. Ähnlich sieht es wenige hundert Meter Luftlinie entfernt im Kreishaus aus. Wer glaubt, die Gelegenheit nutzen zu können und beim Straßenverkehrsamt heute keine lange Wartezeit erwarten zu müssen, wird enttäuscht. Die Kreisverwaltung schließt um 12.30 Uhr.
Eine Urlaubssperre hat dagegen Bäckermeister Thomas Puppe für seine Mitarbeiter ausgesprochen. Obwohl ihm als ehemaliger Düsseldorfer Karnevalsprinz diese Tage besonders am Herzen liegen, kann er seinem Team keine freien Tage gönnen. Stattdessen mussten alle in der Backstube die letzte Nacht sogar durcharbeiten. Frische Brötchen und Berliner Ballen sind nämlich heute besonders gefragt bei den Neusser Narren. "Wir stellen das Zehnfache der normalen Menge an Berliner her, rund 15 000 Stück", sagt Puppe. Sechs Minuten muss das Gebäck im heißen Fett liegen, 60 Berliner passen in eine Pfanne, zwei Pfannen besitzt der Bäckermeister. Sprich: 1200 Ballen kann er pro Stunde herstellen.
Bei Unternehmen von internationalem Rang spielt das rheinländische Brauchtum oft nur eine untergeordnete Rolle. Karlheinz Vetter vom japanischen Motorenhersteller Yamaha mit Sitz in Uedesheim erwartet heute kein ruhigeres Haus als sonst. "Wer feiern möchte, kann einen Urlaubstag nehmen. Aber der Großteil unserer Leute wird auch heute ganz normal arbeiten", sagt der Unternehmenssprecher. Beim US-amerikanischen Konzern 3M wird die Arbeit um 11.11 Uhr auch nicht grundsätzlich niedergelegt. "Wenn man durch das Haus geht, merkt man schon, dass Karneval ist, weil einige Mitarbeiter Urlaub genommen haben", sagt Sprecherin Anja Ströhlein. Manch einer komme kostümiert ins Büro, um dann ab Mittag feiern zu gehen. Das Logistikunternehmen UPS versucht auch heute, alle Pakete zuzustellen. "Sicherlich wird es schwierig sein, manche Adressen vor allem in den Innenstädten zu erreichen, auch werden Betriebe geschlossen sein, aber darauf sind wir eingerichtet", sagt Sprecher Thomas Schlichting. Die Polizei arbeitet heute mit verstärktem Personaleinsatz statt nach dem gewöhnlichen Dienstplan. "Wir werden in der Innenstadt mit uniformierten und zivilen Beamten präsent sein", erklärt Polizeisprecher Hans Kalinowski. Darüber hinaus werde eine speziell geschulte Jugendstreife aus dem Kommissariat Vorbeugung unterwegs sein und die jungen Leute auf den Missbrauch von Alkohol ansprechen. Streife in Zweier-Gruppen werden auch die Mitarbeiter des Kommunalen Servicedienstes (KSD) der Stadt gehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen