Ins Visier der Kripo war der Lehrer vor einer Woche über sein Auto geraten. Zeugen hatten am Tattag einen silbernen VW Golf in unmittelbarer Nähe des Tatorts beobachtet – einen Wagen, wie ihn auch der jetzt Tatverdächtige fährt. Dreimal wurde der 28-Jährige zunächst als Zeuge vernommen, bevor ihn die Polizei aufforderte, seinen Golf für Untersuchungen zur Verfügung zu stellen. Im Innenraum stellten die Kriminaltechniker erhebliche Manipulationen fest. Polizei und Staatsanwaltschaft schlossen daraus, dass Spuren beseitigt werden sollten. Für einen dringenden Tatverdacht, der für einen Haftbefehl bestehen muss, reichten die Indizien zu diesem Zeitpunkt aber nicht aus. Erst am Mittwoch klickten die Handschellen.
Chefermittler Andreas Nickesen und Staatsanwalt Matthias Ridder sprechen von weiteren schwerwiegenden Belastungsmomenten, die bei der Untersuchung des Autos in den vergangenen Tagen festgestellt wurden. "Im Fahrzeug ist Benzin ausgebracht worden, und der Sicherheitsgurt auf der Fahrerseite wurde entfernt", sagte Nickesen. Dennoch hätten die Spezialisten des Landeskriminalamts Blutspuren des Opfers im Fahrzeug nachweisen können. Den Hinweis auf die Manipulationen am Golf habe der 28-Jährige bei der Abgabe des Wagens selber geliefert, sagte Polizeisprecher Hans-Willi Arnold gestern. Wahrscheinlich, um von sich selbst abzulenken, habe er den Ermittlern eine nicht schlüssige Geschichte von einer "Verdeckungshandlung" aufgetischt, die sich an der Schule, an der der 28-Jährige arbeitet, vollzogen haben soll. Daraufhin sei er selber in den Verdacht geraten.
Die spätere Obduktion ergab: Dicke wurde mit einem stumpfen, relativ schweren und scharfkantigen Werkzeug erschlagen. Von diesem fehlt nach wie vor jede Spur, die Untersuchungen aller gefundenen und in Frage kommenden Gegenstände dauern aber noch an. Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, dass der Auffindeort nahe einer historischen Getreidemühle am Rande des Kaarster Ortsteils Büttgen auch der Tatort ist, der wiederum in der Nähe des Wohnorts des Tatverdächtigen liegt.
Der Lehrer soll zurückgezogen im früheren Haus seiner Großeltern, in direkter Nachbarschaft zu seinem Elternhaus, gelebt haben. In der vergangenen Woche hatte die Polizei seine Wohnung durchsucht, um Beweisstücke sicherzustellen. "Ich war an dem Tag beim Kegeln in der Gaststätte gegenüber", erzählt eine Nachbarin. "Meine Tochter kam angelaufen, war total aufgeregt, weil bei ihr vor der Haustür die ganzen Streifenwagen parkten." Die Beamten seien lange im Haus gewesen. Die Familie lebe seit Jahren dort, habe aber keinen großen Kontakt zu den Nachbarn. Das bestätigt auch ein älterer Herr. "Ich bin hier groß geworden", sagt er, "aber direkten Kontakt zu der Familie gab es keinen, weder zur Mutter noch zum Sohn." Die Ermittlungen laufen derweil weiter. "Aktuell gehen wir von Totschlag aus", sagte Staatsanwalt Matthias Ridder gestern. "Aber auch das kann sich noch ändern. Möglicherweise ergibt sich noch ein Mordmotiv."
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