Wie sehr die Christdemokraten aber auf die Zugkraft ihres Landrats auch im Kreistags-Wahlkampf setzen, war am Samstag unübersehbar: Fast alle CDU-Direktbewerber posierten mit Landrat Petrauschke vor dem CDU-Logo, um so noch ein PR-taugliches Foto für den Wahlkampf zu erhalten. Sowohl Welsink als auch der Neusser CDU-Vorsitzende Jörg Geerlings baten Petrauschke um Schulterschluss im Wahlkampf und versprachen ihm im Gegenzug Unterstützung, wenn er sich im kommenden Jahr um eine zweite Amtszeit bewirbt. Am Rande des Parteitages war zu hören, dass Petrauschke womöglich offizieller Landratskandidat von CDU und FDP wird. Der in Grevenbroicher lebende Petrauschke nahm die ihm zugedachte Führungsrolle auch an. In seiner programmatischen Rede ("Wir stehen für die Eigenverantwortung des Einzelnen, der in Freiheit sein Leben selbst gestaltet") forderte er seine Partei aber auch zu größerer Geschlossenheit auf. "Überall, wo sich die CDU zerfleddert, geht das zu Lasten des CDU-Ergebnisses auf Kreisebene." Viele Beobachter interpretierten diese Passage als Aufforderung an die Kaarster CDU, endlich ihre jüngsten Grabenkämpfe zu beenden.
Die Attacke auf den politischen Mitbewerber übernahm Lutz Lienenkämper MdL (Meerbusch) als Vorsitzender der Kreis-CDU. Er wies Angriffe der SPD zurück, der Kreis saniere sich finanziell zu Lasten seiner Städte und Gemeinden. Der Rhein-Kreis sei vor allem unter wirtschaftspolitischen Aspekten die Nummer 1 in Nordrhein-Westfalen. Das dokumentierten allein schon die kreisweit 132 000 sozialversichrungspflichtig Beschäftigten: "Das ist rekordverdächtig."
Bei den Wahlen zur Aufstellung der Kandidaten blieben Überraschungen aus. Dabei kommt der CDU-Reserveliste – im Vergleich zu den anderen Parteien – nur eine geringe Bedeutung zu. Vor fünf Jahren holte die CDU 32 Sitze im Kreistag; alle ihre Abgeordneten gewannen ihren Wahlkreis direkt. Die SPD gewann damals nur einen von kreisweit 33 Wahlkreisen. Allenfalls bei den Ergebnissen zur Nominierung der Direktkandidaten differierten die Ergebnisse erkennbar. Das beste Ergebnis fuhr Finanzexperte Gert Ammermann aus Dormagen mit 98,4 Prozent ein; den geringsten Zuspruch konnte Klaus Goder (Neuss) mit 85,3 Prozent auf sich vereinen. Was noch auffällt: Von 33 Wahlkreisen hat die CDU lediglich sechs mit Frauen besetzt.
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