Der Kirchenvorstand hatte daraufhin beschlossen, für eine neue Orgel zu sparen. Wobei "neu" nur heißen konnte, nach einer gut erhaltenen, gebrauchten Orgel Ausschau zu halten. Für die wären immerhin noch gut 100 000 Euro zu berappen, während ein brandneues Instrument bis zu 300 000 Euro kosten würde. Mitte November informierte Eckard Isenberg Carsten Wüster, dass das Erzbistum eine Orgel übrig habe. Die stand bisher im ehemaligen Kinderheim der Stadt Köln in Sülz, das zu einem Stadtteilzentrum umgebaut wird. Die Gemeinde St. Stephanus könne das Instrument zum symbolischen Preis von einem Euro kaufen. Wüster war sofort Feuer und Flamme: "Ich selbst kenne die neue Orgel aus meiner Zeit als Kantor an St. Bruno in Köln-Klettenberg sehr gut." Gut zwei Jahre hatte er Dienst an dem 1959 von der Orgelbaufirma Seifert aus Kevelaer gebauten Instrument. "Viele Stunden des Übens sowie erfüllenden Momente in Liturgie und Konzert sind mir noch in äußerst lebendiger Erinnerung", sagt Carsten Wüster begeistert.
Der Kirchenvorstand hat inzwischen zugegriffen, wobei die Orgel zur Osterzeit Premiere feiern könnte. In Köln wurde sie abgebaut, seit Dezember reinigt und repariert sie Orgelbauer Björn-Daniel Reich aus Pulheim. Zugleich wird sie um zwei Register erweitert. Verglichen mit den ursprünglich zu erwartenden Kosten, macht die Gemeinde mit der Orgel ein Schnäppchen: Von den voraussichtlichen Kosten in Höhe von 65 000 Euro übernimmt das Erzbistum 26 000 Euro. Offen ist noch der Standort der neuen Orgel. Die ist deutlich größer als das bisherige Instrument. Carsten Wüster und seine Kollegin Melanie Dietershagen befürworten daher eine Aufstellung im Mittelschiff von St. Stephanus. Der Kirchenvorstand spricht sich dafür aus, auch die neue Orgel im Seitenschiff zu postieren. Dechant Monsignore Franz Josef Freericks hofft, dass sich bald eine Einigung erzielen lässt.
Vizebürgermeisterin Maria Peiffer, selbst Mitglied der Gemeinde St. Stephanus, hat den Kirchenvorstand in einem offenen Brief gebeten, seine Entscheidung zu überdenken: "Natürlich müssten einige Bänke entfernt werden und einige Gläubige müssten ihren Stammplatz aufgeben. Aber ist das so schlimm, wenn alle vom Klang der Orgel profitieren?", schreibt sie. Maria Peiffer hofft, dass die Orgel wie von den Experten empfohlen im Mittelschiff platziert wird. Noch ist Zeit für Gespräche: Der Aufbau der Orgel soll erst im Februar oder März beginnen.
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