Was aber ist das Geheimnis der intensiven Wirkung, die diese Tänzer auf der Bühne hervorzurufen vermögen? "Bewegung ist die Grammatik des Tanzes", sagt Miguel Iglesias Ferrer, seit 26 Jahren künstlerischer Leiter der Compagnie, "aber eine Choreografie muss eine zentrale Idee haben, eine Intention. Wir müssen den Tänzer mit den intellektuellen Mitteln ausstatten, die es ihm ermöglichen, die hochentwickelte Technik in die Sprache des Tanzes zu übersetzen."
So ist es auch ein Wortspiel, mit dem der spanische Gastchoreograph Rafael Bonachela seine Ideen im Titel des Stücks "Demo-n/Crazy" bündelt. Demokratie, Dämon und "crazy" (verrückt) – das sind die Assoziationen, die dieses Buchstabenkonstrukt hervorruft. Bei der Übersetzung in Tanz wird klar, worum es hier geht: um erotische Spannung, um Anziehung und Abstoßung, Verführung und Zurückweisung. Es ist das Drama des Lebens in allen Schattierungen, vom Publikum auch körperlich erfahrbar durch die fast schmerzhaft-intensiven Streicherklänge aus "Arsenal of Democracy" der zeitgenössischen Komponistin Julia Wolfe. Höhepunkt: ein kraftvoll-expressiver Pas de deux, getanzt von zwei Männern zu "Ne me quitte pas".
Haus-Choreograf George Céspedes geht in seinem Stück "Mambo 3 XXI" über das allgemein Menschliche hinaus und spielt auf die Politik seines Landes an, wobei die "3" im Titel für das 3. Jahrtausend steht, die "XXI" für unser Jahrhundert. Mit den 21 Tänzern der Compagnie führt er den Mambo ins 21. Jahrhundert, indem er seine Leute mit Absicht aus der Reihe tanzen lässt.
Die eindrucksvollen Schlussbilder zeigen, dass die "Danza Contemporánea de Cuba" nicht nur die Sprache des Tanzes beherrscht. Sie kann noch mehr: mit Bewegungen malen. Großartig!
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