Auch wenn
sie nicht zum Einsatz gekommen ist – Bob-Anschieberin Lisette Thöne
unterstützt ihr Team mit eigenen Motivationsvideos und sorgt für gute
Stimmung. Und sie freut sich schon jetzt auf die Spiele 2018 in
Südkorea.
Von Helga Bittner und Jan Mies
Als ihr Bob mit Pilotin Anja Schneiderheinze am
Mittwochabend zum letzten Mal die olympische Bahn herunterraste, konnte
Lisette Thöne nur noch fest die Daumen drücken. Im Startbereich des
"Sanki Sliding Centers", hoch in den Bergen über Sotschi, fieberte die
gebürtige Neusserin bei jeder Kurve, bei jedem noch so kleinem
Fahrfehler ihrer Teamkolleginnen mit – selbst im "GER3" sitzen durfte
die 25-Jährige in Russland nicht. Das Erlebnis Olympia 2014 sollte das
aber kaum schmälern.
"Allein diese Ehre, hier dabei sein zu können, im
olympischen Dorf zu schlafen und die Deutschland-Sachen zu tragen", sagt
die 25-Jährige stolz: "Das hat für mich einen sehr, sehr hohen
Stellenwert." Auch mit Blick auf die Olympischen Spiele 2018 in der
südkoreanischen Stadt Pyeongchang seien die Erfahrungen und Eindrücke
der vergangenen Tage "einfach Motivation pur".
Was die frühere Leichtathletin, die ihre Karriere bei
der TG Neuss und dem TSV Bayer Leverkusen begonnen hatte, in Russland
erlebt, verfolgen inzwischen über 1000 Fans auf Thönes Twitter-Kanal.
Der kurioseste Eintrag: Am Samstagmorgen zwitscherte die in Erfurt
lebende Sportsoldatin per Foto einen Hilferuf aus einem feststeckenden
Aufzug im deutschen Mannschaftsquartier des Mountain Village. Offenbar
mit Erfolg, wenig später stand sie wieder am Eiskanal und verfolgte das
Training der Männer.
Die Häkelnadel der begeisterten Handarbeiterin bleibt
in Sotschi im Gepäck. Eine Mütze aber sei entstanden – auf dem Hinflug
und in den "Dortmund"-Farben für den Physiotherapeuten, sagt sie
lachend. Dafür sorgte Thöne, die als sogenannte P-Athletin zwar mit der
gesamten Mannschaft, rein sportlich aber nur als Ersatz für Anschieberin
Stephanie Schneider ans Schwarze Meer gereist war, in ihrem Team mit
selbst gebastelten Motivationsvideos und Unterstützung an allen Ecken
und Enden für gute Stimmung. "Ich habe denen oft gesagt: Ihr relaxt
jetzt, bleibt zu Hause und ich mache die Arbeit am Bob", sagt sie.
Natürlich "wäre ich gerne gefahren. Aber sonst ist es eigentlich wie bei
den anderen auch. Ich habe eine super Pilotin, die alle integriert."
Nach einer der Trainingseinheiten machte das "Bobteam Schneidi", das in
Sotschi den zehnten Platz belegte, gemeinsame Erinnerungsfotos – an, auf
und zwischen den riesigen olympischen Ringen in den Bergen des
Kaukasus, die wohl sinnbildlich für den Gigantismus der russischen
Festspiele stehen. "Das ist alles unvorstellbar groß, allein die
Sicherheit ist ziemlich krass. Das ist man einfach nicht gewohnt", sagt
Thöne, die zwischenzeitlich im sechs Tage entfernten Istanbul trainiert
hatte. "Das erschlägt einen ein bisschen. Aber es ist natürlich total
cool, das alles zu sehen."
Viel Zeit für die Heimat im Rheinland bleibt dabei
nicht. "Meine Familie und Freunde wissen ja, dass ich viel zu tun habe,
und wollen, dass ich so viele Impressionen wie möglich aufsauge", sagt
sie. Fotos und E-Mails gingen aber trotzdem schon kurz nach der Anreise
Richtung Deutschland. "Meine Eltern sind megastolz, wenn sie mich vor
den Olympischen Ringen sehen", sagt Thöne und lächelt.
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