Thomas
Wohlfahrt arbeitet als Statist und war schon in vielen TV- und
Kinoproduktionen zu sehen. Unter anderem spielte er an der Seite von
Moritz Bleibtreu und Iris Berben. Dabei bleibt er unauffällig – das ist
sein großes Talent.Von Vera Straub
An eine Karriere beim Film hat Thomas Wohlfahrt nicht
gedacht, als er noch kaufmännischer Angestellter war. Doch dann änderte
sich sein Leben: Er bekam die Diagnose "Morbus Crohn", musste wegen
dieser Darmerkrankung seinen Job aufgeben, bekam Erwerbsminderungsrente.
"Aber untätig sein wollte ich nicht", erzählt Wohlfahrt. Um unter
Menschen zu sein, war er erst als Testkäufer für eine Supermarktkette
unterwegs. Über Umwege landete der ehemalige Tänzer der TSG Bremerhaven,
von 1983 bis 1987 Weltmeister mit der Formation, dann bei einer
Komparsen-Agentur. Dem ersten Auftritt, bei dem er als
Krankenhauspatient seinen Rollator durchs Bild bei "Der letzte Bulle"
schob, folgten weitere.
Inzwischen war der 49-Jährige unzählige Male im
Fernsehen und auf der Kinoleinwand zu sehen – und ist dabei vollkommen
unauffällig. "Das sind die großen Talente eines Komparsen", meint der
Neusser. Auf keinem Foto, in keiner Rolle, sieht er aus wie in der
zuvor. "Man sagt mir nach, dass ich sehr wandelbar bin. Für Produktionen
ist das sicher ein Vorteil." Als Verwandlungskünstler ist Thomas
Wohlfahrt Stammgast in deutschen TV- und Kino-Produktionen: So sicherte
er Spuren im Tatort, jagte als Polizist in der Serie "Alarm für Cobra
11" Verbrecher und stolzierte als Tango-Tänzer in der Seifenoper
"Verbotene Liebe" durchs Bild.
Iris Berben mitten im Leben
Seine neueste Rolle: Im April wird er in der
Verfilmung von Lisa Tetzners Jugendbuchklassiker "Die schwarzen Brüder"
an der Seite von Moritz Bleibtreu zu sehen sein. Wer genau hinsieht,
entdeckt ihn als Gewürzverkäufer auf dem Marktplatz. "Oft ist es total
aufregend und spannend, einmal einen Blick hinter die Kulissen werfen zu
können", sagt Wohlfahrt. Gemeinsam mit seiner Frau Cornelia (46), zwei
Katzen und rund 1500 Schlümpfen, denen er in Regalen ganze Landschaften
gebaut hat, lebt der gebürtige Bremerhavener in Rosellen. Ab und zu
steht er sogar gemeinsam mit seiner Frau, die als Krankenschwester
arbeitet, vor der Kamera.
Wohlfahrt hat in den vergangenen Jahren viel erlebt
und zahlreiche Prominente kennengelernt: Sein kürzester Einsatz für eine
kleine Komparsenrolle war bei "Alarm für Cobra 11" und dauerte 20
Minuten. Es sei aber auch schon vorgekommen, dass er zehn oder zwölf
Stunden am Set war. "Besonders interessant sind für mich historische
Filme, in denen man alte Uniformen oder Gewänder anzieht", erzählt
Wohlfahrt.
So sei es auch in "Artikel 3" der Fall gewesen, in dem
Iris Berben die Rolle der Elisabeth Selbert spielt, die als eine der
"Mütter des Grundgesetzes" gilt. "Iris Berben ist eine wunderbare Frau.
Ich habe festgestellt, dass namhafte Darsteller meist netter und offener
sind als unbekannte", sagt der Laienschauspieler, der in seinen Rollen
selten sprechen muss. Und wenn, dann kurze Sätze. "Trotzdem hat es immer
Spaß gemacht, in diese Rollen zu schlüpfen", sagt er. Zwar lässt der
TV-Komparse kaum eine Serie aus, seine Prinzipien hat er dennoch: "In
Vormittagssendungen würde ich nie mitspielen. Sogar eine Anfrage von
,Mieten, Kaufen, Wohnen' habe ich abgelehnt."
Obwohl Thomas Wohlfahrt sich gerne für den Film
kostümiert, bedeutet ihm der Karneval wenig – immerhin stammt er aus dem
hohen Norden, argumentiert er. "Zweimal war ich allerdings in der Daily
Soap ,Unter uns' im Kostüm zu sehen." Er habe ein Matrosenkostüm, ein
Schottenkostüm und auch ein Schlumpfkostüm. "Ich bin kein Karnevalsjeck,
aber wenn es sich ergibt, ziehe ich mit."
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