Dienstag, 3. August 2010

Neuss: Matheisen gibt Spedition auf

Viele Neusser sind mit ihm umgezogen: Mit fast 74 Jahren hat Jakob Matheisen seine Möbelspedition geschlossen. Am Montag war der letzte Arbeitstag des ehemaligen Schützenkönigs und langjährigen Karnevalisten.
Zum 70. Geburtstag wurde Jakob Matheisen von Wilfried Küfen karikiert.
Der Gang zum Kreishaus war schwer für Jakob Matheisen. Denn mit dem Abmelden seines letzten Möbelwagens am Montagmorgen beim Straßenverkehrsamt meldete der bald 74-Jährige auch ein Traditionsunternehmen ab. Die Firma Möbeltransporte Jakob Matheisen, 1922 vom Vater des Inhabers gegründet, gibt es nicht mehr. "Jetzt müssen noch die Wagen weg, dann kann die Wunde heilen", sagte er.
Im Büro des Unternehmens an der Bergheimer Straße waren nur seine beiden Töchter anzutreffen, Matheisen selbst saß immer auf dem "Bock". 50 Jahre lang. Als Unternehmer führte er bis zuletzt von vorne, war vor Ort bei den Umzügen. Aushilfen gab es nicht bei Matheisen, der Chef setzte auf seine Angestellten. Damit die Lohn und Brot behielten, dehnte Matheisen seine Arbeitsjahre weit über die Pensionsgrenze hinaus aus.
Info
Daten zur Firma
Gründung 1922 am Standort Hafenstraße
Firmenstandorte Nach dem Krieg wurde die Spedition zur Kapitelstraße verlegt, seit 25 Jahren ist sie an der Bergheimer Straße ansässig.
Inhaber Jakob Matheisen übernahm nach dem Tod seines Vaters 1969 die Geschäftsführung. Inhaber blieb zunächst noch seine Mutter. Später war Jakob Matheisen Inhaber und Geschäftsführer in einem.
Sechs waren es am Ende noch. Einer von ihnen fand schon in Ratingen eine Beschäftigung. Ein zweiter Angestellter, seit 20 Jahren im Unternehmen beschäftigt, ist schwer erkrankt. Ihm hätte Matheisen gerne sein Unternehmen anvertraut. Und das sogar kostenlos. Die vier übrigen Maheisen-Männer suchen noch – und ihr Chef will sich für sie verwenden: "Als alter Neusser kennt man manchen, wo man mal ein gutes Wort einlegen kann."
Alter Neusser: Das heißt auch im Falle von Jakob Matheisen, im Brauchtum zu Hause zu sein. Er ist inzwischen dienstältestes Mitglied der Karnevals-Geselslchaft "Blaue Funken", die ihn vor fünf Jahren mit ihrer Ehrenkette bedachten. Er ist aber vor allem Schütze. Genauer: Grenadier. Noch genauer: Feldwebel. Für viele ist er gar "der" Feldwebel schlechthin, denn dieses Amt füllt Matheisen seit 1954 aus, als er mit Freunden den Zug "Immer treu" gründete.
Jakob Matheisen meldete am Montag seine Möbelwagen ab. NGZ-Foto: A. Woitschützke
Auch der Schütze Matheisen erhielt Auszeichnungen: die Ehrenmitgliedschaft im Grenadierkorps oder – erst im Vorjahr – die Jan-Wellem-Medaille des Rheinischen Schützenbundes Düsseldorf. Die schönste Auszeichnung aber errang Jakob Matheisen selbst: 1991/1992 war er Schützenkönig in Neuss. Legendär ist seitdem der Satz des "kleinen Königs" auf der Festwiese nach dem Vogelschuss: "Ich bin zwar nur ne Kleene, aber ich freu mich wie ne Große."
Mit fast 74 wird Jakob Matheisen nun seine freie Zeit nutzen, um viel zu ordnen, was sich in den Jahren als Schütze und Karnevalist angesammelt hat. Er wird seinem Garten an der Obererft mehr Zeit widmen. Zunächst und vor allem aber muss er sein Unternehmen abwickeln. In den Hallen an der Bergheimer Straße zum Beispiel ist noch Besitz von Kunden eingelagert. Erst wenn das weg ist, soll Antwort auf die Frage gefunden werden, was aus den Liegenschaften der Firma an der Bergheimer Straße wird.

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